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Antonie Pannekoek Archives

Pressedienst

Quelle: a.a.a.p.


Pressedienst

Gruppe Internationaler Kommunisten (Holland) : p.i.k.: Pressedienst der Internationalen Kommunisten-Holland, 1928-1933. – Transkribiert und herausgegeben für Rätekommunismus ; Mitarbeit von der Association Archives Antonie Pannekoek; €15,80.


Die Unterschiede zwischen den Auffassungen der I.W.W. Amerika und der A.A.U. in Deutschland


Quelle:  Pressedienst der g.i.k., März 1931 (i.i.s.g. ); Transkribiert und herausgegeben für Rätekommunismus ; Mitarbeit von der Association Archives Antonie Pannekoek.


I.

Seit einem Jahre werden in der amerikanischen Presse der i.w.w. und im „Kampfruf“ der a.a.u.d. Diskussionen geführt über eine eventuelle nähere Verbindung. Die „Gruppen der internationalen Kommunisten“ in Holland nahmen dazu folgenden Standpunkt ein (p.i.k.)

In der Industriel Solidarity Nummer 601-604 schrieb das Mitglied der i.w.w. P.M. (1) einen Artikel, worin er auf eine Verbindung zwischen der i.w.w. und der a.a.u.d. drängt. Diese Verbindung sollte die Grundlage für eine neue Internationale des revolutionären Klassenkampfes legen. In einem späteren Artikel, erschienen in i.n.o. (2), stellt er selbst den Antrag zur Diskussion, dass die a.a.u.d. sich einfach als Abteilung Europa der i.w.w. konstituieren solle, während die verschiedenen Gruppierungen in der deutschen Rätebewegung sich der deutschen i.w.w. anzuschließen hätten. Das Ideal der i.w.w., die One Big Union – „eine große Gewerkschaft“, wäre damit einem ziemlichen Ende näher gerückt.

Der erste Artikel wurde zum Ausgangspunkt für eingehende Betrachtungen von Josef Wagner (3), der den Standpunkt der i.w.w. in dieser Angelegenheit formulierte. Er gab damit eine klare Darstellung der Grundlagen, auf denen die i.w.w. aufgebaut ist. Die Antwort der i.w.w. ist noch nicht vollständig erschienen.

Obwohl es vorläufig nur um eine Verbindung zwischen der i.w.w. und a.a.u.d. geht, ist die wirkliche Bedeutung eines eventuellen Zusammenschlusses doch viel weitgreifender, weil die neue revolutionäre Rätebewegung, wovon in verschiedenen Ländern die ersten Ansätze vorhanden sind, damit verpflichtet würden, sich gleichfalls der i.w.w. anzuschließen. Die Diskussion, die augenblicklich im Gange ist, ist darum nicht nur eine Angelegenheit der a.a.u. und der i.w.w., sondern eine internationale Frage. Die sich entwickelnde revolutionäre Rätebewegung in Europa darf diese Diskussion darum nicht unaufgemerkt lassen, auch sie hat dabei ein Wörtchen mitzureden. Darum nehmen auch wir, als die Gruppen Internationaler Kommunisten (Holland), an dieser Diskussion teil.

Um es vorwegzusagen: Die Artikel von J. Wagner haben in aller Deutlichkeit gezeigt, dass von einer organisatorischen Zusammenschmelzung der i.w.w. und der Rätebewegung keine Rede sein kann. Ihre Grundauffassungen laufen so weit auseinander, dass nur von einer oberflächlichen Übereinstimmung gesprochen werden kann.

Obwohl wir also mit den Anschauungen der i.w.w. nicht übereinstimmen, so darf man daraus nicht schließen, dass wir den „Wobblies“ (4) feindlich gegenüberstehen. Im Gegenteil: Wir wissen, dass, was an revolutionären Kräften in Amerika vorhanden ist, diese sich in der i.w.w. konzentriert haben, und dass der Kampf für eine neue Weltordnung nicht nur mit Worten, sondern in der Tat und mit voller Hingabe als Ideal geführt wird. Um die holländischen Genossen näher mit der i.w.w. bekannt zu machen, haben wir deren Broschüre „Die i.w.w., was sie ist und was sie nicht ist“ ins Holländische übersetzt und veröffentlicht: Bei dieser Veröffentlichung machten wir die Bemerkung, dass wir den Inhalt nicht unterschreiben und bei passender Gelegenheit auf die Grundsätze der i.w.w. eingehen würden. Das ist bis jetzt nicht geschehen, weil die Umstände nicht direkt dazu zwangen. Die jetzt angefangenen „Einigungsdebatten“ aber haben die Grundsätze der i.w.w. in das Feld der praktischen Politik gebracht und nun müssen wir uns von den Unterschieden, die zwischen der revolutionären Arbeiterbewegung in Amerika (i.w.w.) und in Europa (Rätebewegung) bestehen, Rechenschaft geben. Die folgenden Artikel haben also nicht den Zweck, die Richtigkeit unseres Standpunktes zu beweisen, sondern nicht mehr, als die verschiedenen Auffassungen einander gegenüberzustellen.

Struktur und Ziel

Einer der Unterschiede zwischen der i.w.w. und der Rätebewegung, der direkt ins Auge fällt, ist der Unterschied in der Form der Organisation. So wie Wagner schon auseinanderlegte, wurden die Räte aufgebaut aus Vertretern der verschiedenen Betriebe, ohne Rechnung zu halten mit der Industrie, zu der diese Betriebe gehören. Sie bilden so einen örtlichen Arbeiterrat, während die Räte aus den verschiedenen Städten zu Bezirksarbeiterräten zusammengefasst wurden. Die Bezirksarbeiterräte schließen sich dann zusammen zu Räten des Landes. Von einer Organisation nach Industrien, wie sie die i.w.w. kennt, ist also nicht die Rede.

Die i.w.w. findet diese Struktur unverständlich und dumm. Was sollen diese Betriebsorganisationen – lose verbunden in der a.a.u. , wo absolut keine Rechnung mit der Industrie gehalten wird, gegen das mächtige Industriekapital beginnen können? Spricht es nicht für sich selbst, dass der Stahltrust zum Beispiel nur bekämpft werden kann, wenn die Arbeiter in der Stahlindustrie fest aneinandergeschlossen sind als Arbeiter der Stahlindustrie? Wie ist es nur möglich, dass die revolutionären Arbeiter in Europa eine so einfache Wahrheit nicht einsehen können? Warum folgen sie unserem Beispiel nicht? Und bilden durch Industrieorganisationen eine starke Waffe gegen die organisierten Industriebarone?

Obwohl es den Anschein hat, dass es hier um eine organisatorische Frage zweiten Ranges geht, so ist das doch nicht so. Im Gegenteil: Hier wird sichtbar, dass die i.w.w. und die Rätebewegung in ihren Auffassungen über den Klassenkampf vollkommen auseinander gehen.

Die Arbeiterklasse schafft sich für ihren Kampf ein Werkzeug, ein Organ, die Organisation. Das Werkzeug, die Organisation, muss natürlich der Aufgabe angepasst sein, ihre Struktur, ihr innerer Bau muss in Übereinstimmung mit dem Ziel sein, das man erreichen will. Die Struktur ist die sichtbare Erscheinungsform der Zielsetzung der kämpfenden Arbeiter sowie ihrer Auffassung vom Klassenkampf. Die Tatsache, dass die i.w.w. und die a.a.u. verschiedene Formen von Organisation darstellen, sagt darum auch nichts anderes, als dass diese Auffassungen grundsätzlich auseinandergehen. In unseren weiteren Untersuchungen werden wir sehen, dass dieses tatsächlich so ist.

Der eigentliche Unterschied zwischen der i.w.w. und der Rätebewegung wurzelt demnach in Wirklichkeit viel tiefer als in der äußerlichen Erscheinungsform der verschiedenen Organisationen. Und wenn die i.w.w. verlangt, dass die Rätebewegung ihren organisatorischen Aufbau verändern und sich zur Industrieorganisation umstellen soll, dann verlangt sie in Wirklichkeit viel mehr als einen organisatorischen Umbau: Sie verlangt damit eine totale Revidierung der Zielsetzung der Rätebewegung.

II.

Struktur und Zielsetzung der I.W.W.

Bei der i.w.w. ist der Verband zwischen der Struktur der Organisation und ihrem Ziel schon sehr deutlich zu sehen. Wenn man der i.w.w. glauben will, dann sind die Dinge doch so einfach, dass jeder Arbeiter sie direkt begreifen kann. „Der Arbeiter braucht nicht zu wissen, wie er Aufsätze über den Klassenkampf schreiben muss“, sagt Wagner richtig. Nach der i.w.w. ist es genügend, wenn der Arbeiter weiß, dass die Höhe des Lohnes abhängig ist von der Macht, die die Arbeiterklasse im Lohnkampf entwickelt. Darum ist die Parole: Organisiere dich, dann können wir bei hundertprozentiger Organisation und revolutionärem Klassenkampf die Löhne diktieren. Die Arbeiterklasse hat es nach der i.w.w. vollkommen in der Hand, durch den Lohnkampf den Mehrwert, der heute von der besitzenden Klasse angeeignet wird, fortwährend weiter zu beschneiden, um ihn schließlich auf Null zu reduzieren. Wagner formuliert dies folgendermaßen:

„Mehrwert: die Quelle des kapitalistischen Reichtums und der kapitalistischen Ausbeutung, sagt Marx. Und danach handelt die i.w.w.. Sie greift den Kapitalismus an seiner Wurzel an, sie erkennt das Recht der Kapitalisten auf diesen Mehrwert nicht an. Marx sagt weiter, dass weder der Mehrwert noch die Löhne feste Kristalle sind, einmal und für immer bestimmt, sondern dass sie mehr oder weniger sein können, je nachdem, in welchem Verhältnis die Kräfte der zwei entgegengesetzten Kräfte im Klassenkampf stehen. Wenn die Arbeiter schwach und nicht organisiert sind, wächst der Mehrwert und sinkt der Lohn, während der Mehrwert sinkt und die Löhne steigen (die wirklichen Löhne), wenn die Arbeiter organisiert und imstande sind, gegenüber der kapitalistischen Macht eigene Macht zu entwickeln. Darum sagt die i.w.w., dass die Arbeiter genügend Macht organisieren müssen mit dem Ziel: Mehrwert zum möglichst tiefen Minimum herunterzudrücken, zu Null. Wenn das erreicht ist, ist kein Kapitalismus und sind keine Klassen mehr.“
(Ind. Sol. Nummer 617).

Darum lehnt die i.w.w. jede politische Aktion ab. Nach ihrer Auffassung genügt der wirtschaftliche Kampf für die fortwährende Verbesserung der Arbeitsbedingungen, um zum Kommunismus zu gelangen. Aber in diesem wirtschaftlichen Kampf schreckt sie vor nichts zurück. Und wenn die politische Macht des Staates und die Söldnerbande der Besitzer versuchen, die Arbeiter niederzuschlagen, zeigen die „Industriearbeiter der Welt“ einen unbesiegbaren Geist von Widerstand. Aber eine organisierte, bewaffnete Verteidigung lehnen sie aus praktischer Überlegung ab, weil sie doch niemals gegen die militärische Gewalt der Besitzenden aufkommen können. Zähes Festhalten, trotz Toten und Gefängnisstrafen, ist die Parole, und wenn es eben möglich ist, den Streik auf andere Industrien ausbreiten. Und es muss gesagt werden: Die Wobblies haben uns verschiedene glänzende Beispiele gezeigt, wie sie den kapitalistischen Mächten Widerstand zu leisten verstanden und wussten zu siegen, weil die Gefängnisse schließlich zu klein waren (die Kampagne für das „Recht auf der Straße“).

Die erwähnte Lohntheorie ist der Grundpfeiler der i.w.w.. Und darum spricht es für sich selbst, dass sie nach Industrien aufgebaut ist. Die Arbeitsbedingungen müssen industrieweise verbessert werden, und darum muss auch die Organisation nach Industrien aufgebaut sein. Der Verband zwischen der Struktur und dem Bau der Organisation ist in Übereinstimmung mit ihrer Aufgabe, mit ihrer Funktion. Die Organisation ist vollkommen dem Zweck, dem sie dient, angepasst.

Struktur und Ziel der Rätebewegung

Bei der Rätebewegung ist die Beziehung zwischen Struktur und Ziel ebenso deutlich wie bei der i.w.w.. Wenigstens für die Arbeiter in Europa. Für die amerikanischen Arbeiter ist es vielleicht nicht so deutlich, weil die Rätebewegung aus der Praxis der Revolution entsprungen ist… und die amerikanischen Arbeiter noch in keiner Revolution gestanden haben.

Die Rätebewegung ist kein „Kriegskind“, wie Wagner meint, sondern ein „Kind der Revolution“. Als im November 1918 in Deutschland die Revolution ausbrach, war in ein paar Wochen das ganze Land mit Betriebsräten überdeckt, die sich zu Orts- und Landesräten verbanden. Bei dieser Rätebildung müssen wir vor allem im Auge behalten, dass sie nicht das Resultat einer Propaganda für neue Organisationsformen waren. Wohl hatten die russischen Arbeiter im November 1917 durch die Räte die Macht erobert, doch bei der Masse der deutschen Arbeiter war diese Tatsache durch die strenge militärische Zensur nahezu nicht bekannt. Dass die deutschen Arbeiter, ohne mit dem Sowjetsystem bekannt zu sein, doch in die Fußstapfen der russischen Arbeiter traten, bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass es die „natürliche“ Organisationsform der Arbeiter im Kampf für die Vernichtung des Kapitalismus war. Nach unserer Überzeugung wird es in Amerika auch so sein. Die i.w.w. wird das sehr bald erfahren, wenn in Amerika die Massen selbst auf der ganzen Linie in Bewegung kommen, das heißt, wenn eine Revolution ausbricht.

Denn was ist eine „Revolution“? Es ist nichts anderes, als dass die breiten Massen selbst aktiv in das gesellschaftliche, ökonomische und politische Leben eingreifen.

Die psychischen Kräfte brausen überall auf und spontan gebildete Organisationen brechen sich Bahn. So – wie diese Selbstaktivität zurückebbt, so – wie die Massen die Wahrnehmung ihrer Interessen wieder an „Vertreter“ übertragen, ist die Revolution vorbei.

Diese Massenaktivität ist für die herrschende Klasse natürlich besonders gefährlich, und darum greift sie sofort ein, wenn sie sich offenbart. Wenn nun die Aktion auf ökonomischem Gebiet ihren Ausgangspunkt hat, so wird sie doch angeblich durch den Machtapparat der Bourgeoisie auf politisches Gebiet gedrängt. Dadurch sind die Massen gezwungen, ob sie wollen oder nicht, ihre Kräfte gegen den Staat zu richten, um diesen zu vernichten. Im Kampf werden dadurch die Massen radikalisiert, der weitere Verlauf des Kampfes führt dadurch zur Verleugnung der ursprünglichen Ausgangspunkte des Kampfes.

Die deutsche Revolution hat uns sehen lassen, in welcher Weise die Vernichtung des kapitalistischen Staates geschieht. Um Macht gegen Macht zu setzen, waren die Arbeiter gezwungen, die Großbetriebe als strategische Punkte im Klassenkrieg zu besetzen. Die Besetzung der Betriebe trug in Deutschland noch nicht den Charakter der Aufhebung des Privatbesitzes, es war vorläufig nichts anderes als eine Maßnahme im Klassenkrieg.

Von einer Aufhebung des Privatbesitzes, von der Fortsetzung der Produktion unter der Leitung der Arbeiter selbst, konnte erst die Rede sein, wenn die politische Macht der Bourgeoisie gebrochen war, wenn die Machtmittel des kapitalistischen Staates (und damit dieser Staat selbst) vernichtet waren. Doch so weit ist es nicht gekommen: Die Arbeiter wurden geschlagen.

Es ist also nicht zufällig, dass die Arbeiter keine Industrieorganisation bildeten. Auch verhindert [durch] die politische Partei (k.a.p.d.), so wie Wagner meint. Die Form der Räteorganisation wurde bestimmt durch die Vorbedingungen, die die Vernichtung des kapitalistischen Staates stellt. Die Arbeiter waren gezwungen, als Klasse gegen die Bourgeoisie aufzutreten, ohne Rücksicht darauf, zu welcher Industrie sie gehören. Darum ist die Struktur der Rätebewegung in Übereinstimmung mit dem Ziel. Die Geschehnisse in Deutschland haben praktisch gezeigt, dass der erste Grundsatz der proletarischen Revolution in der Eroberung der politischen ökonomischen und politischen Macht besteht. Sie sind untrennbar verbunden, sie sind zwei Seiten von derselben Sache. Wenn wir die Betriebe besetzt haben, können wir diese ökonomische Macht nicht gebrauchen, wenn wir nicht die proletarische [politische] Macht der Bourgeoisie vernichtet haben. Und wir können die politische Macht der Bourgeoisie nicht vernichten, wenn wir die Betriebe nicht in den Händen haben. Es ist nicht gut, diese Meinungsverschiedenheit mit der i.w.w., die von einer Eroberung der politischen Macht nichts wissen will, zu verschleiern.

Partei und Rätebewegung

Die Eroberung der politischen und ökonomischen Macht durch die Räte veranlasst uns, mit ein paar Worten auf die Rolle der politischen Partei der Revolution einzugehen. In dieser Frage ist noch keine einheitliche Auffassung in der Rätebewegung vorhanden, – wir sprechen darum auch nur von dem Standpunkt, den die a.a.u. und die Gruppe Internationaler Kommunisten Hollands in dieser Frage einnehmen. Kurz zusammengefasst ist dieser so zu umschreiben, dass die Rätebewegung vollkommen frei von jeder politischen Partei stehen muss und dass die politische und ökonomische Macht durch die Räte ausgeübt wird.

Ohne Zweifel wird es immer Parteien geben. Die verschiedenen Parteien sind dann der Ausdruck der Tatsache, dass innerhalb der Arbeiterklasse verschiedene Auffassungen über die Durchführung des Kommunismus entstehen. Nun kann die i.w.w. wohl annehmen, dass sie ein so vollständiges Programm hat, dass kein Unterschied in den Auffassungen möglich ist, aber doch werden noch ansehnliche Arbeitergruppen in Amerika sein, die bei einer Revolution eine andere Auffassung über die Durchführung des Kommunismus haben. Diese bilden natürlich eine Partei (ob nun innerhalb oder außerhalb der i.w.w., das ist nebensächlich), um den Kampf gegen die nach ihrer Überzeugung falschen Auffassungen der i.w.w. zu führen. Und wenn wir uns nicht irren, dann sind diese Meinungsverschiedenheiten schon heute (5) [[in der i.w.w. vorhanden. Zur i.w.w. gehören zumindest Syndikalisten, Marxisten, Anarchisten und wahrscheinlich auch andere. Die Tatsache, dass alle diese Gruppen sich unter dem gleichen Programm der i.w.w. vereinen können, bedeutet nur, dass die i.w.w. sich den Problemen der sozialen Revolution noch nicht gestellt hat.

Wenn wir also glauben, dass es in der Revolution verschiedene Parteien geben wird, glauben wir auch, dass die Räte diesen Parteien keinen Einfluss auf ihre Organisation geben sollten. Die proletarischen Parteien können die Propaganda für ihre Ansichten führen, auch in der Revolution, unabhängig von der Räteorganisation. Die Räteorganisationen werden ihre Positionen zu Fragen des Kommunismus unabhängig von den Parteien bestimmen.

Kann man der a.a.u.d. in diesem Punkt vertrauen?

Leider glaubt Wagner, dass der a.a.u.d. in diesem Punkt nicht vertraut werden kann, nachdem er einen Brief, den Genosse Mattick an eine Konferenz der a.a.u.d. richtete, genau – wie er meint – unter die Lupe genommen hat. In diesem Brief soll Mattick erklärt haben, wie eine kleine Gruppe in Chicago daran arbeitet, die i.w.w. in eine kommunistische Arbeiterpartei umzuwandeln. Wagner übersetzte einen Teil des fraglichen Briefes, und ja, er fand den Hinweis! Und anstatt dass die a.a.u.d. sich gegen diese Angriffe auf die i.w.w. aussprach, protestierte sie überhaupt nicht. Laut Wagner hat dies deutlich gezeigt, dass ein Fuchs seine Haare verliert, aber nicht seine Tricks, und dass die a.a.u.d. in Wirklichkeit immer noch die alte Parteiposition beibehält.

Als wir Wagners Übersetzung gelesen hatten, sagten wir sofort: „Das kann nicht richtig sein.“ Wir kennen Matticks Meinung zu diesem Punkt zu gut, um es für möglich zu halten, dass er solchen Unsinn hätte sagen sollen. Deshalb haben wir die Originalschrift mit dem deutschen Text zur Kenntnis genommen… und festgestellt, dass Wagner das ganze Stück falsch gelesen hat… und sie daher falsch interpretiert hat. Es stimmt nicht, dass der i.w.w. in eine k.a.p. umgewandelt werden soll. Es heißt nur, dass verschiedene Arbeiter in Chicago versuchen wollen, einen Kern zu bilden, der hofft, später der i.w.w. den Charakter der a.a.u.d. zu verleihen. Und weiter wird dieser Kern versuchen, eine k.a.p. in Amerika zu bilden. Mehr war aus dem Schreiben nicht zu entnehmen, und das unterscheidet sich sehr von dem, was Wagner liest.

Welchen Charakter möchte diese [Gruppe] der i.w.w. geben? Was ist das für ein Charakter der a.a.u.d.? Es ist das Prinzip, dass die Eroberung der politischen UND wirtschaftlichen Macht untrennbar miteinander verbunden sind und dass die Arbeiter in der Revolution die politischen Machtpositionen besetzen müssen. Diese Gruppe ist überzeugt, dass die heutige rein wirtschaftliche Ausrichtung der i.w.w., die in der i.w.w.-Lohntheorie gipfelt, in eine Sackgasse führt. Sie ist offensichtlich der Ansicht, dass die i.w.w., wie sie heute ist, den Problemen der Revolution nicht gewachsen ist, so dass die Revolution ihr über den Kopf wächst. Im Wesentlichen dreht sich alles um die „Revision“ der Lohntheorie, von der die i.w.w. glaubt, dass sie von Marx stamme, von der wir jedoch glauben, dass sie der marxistischen Wertlehre völlig widerspricht.]] Nun wollen wir an dieser Stelle nicht darüber streiten, ob die Lohntheorie der i.w.w. marxistisch ist oder nicht. Auch wollen wir nicht die Unrichtigkeit dieser Theorie aufzeigen. Wir wollen allein darauf verweisen, dass die Rätebewegung in direktem Gegensatz zu diesen Auffassungen steht. Die Lohntheorie, die den Grundpfeiler der i.w.w. bildet, die ihre ganze Struktur bestimmt, die ihre Auffassungen in den Fragen der Durchführung des Kommunismus als Ausgangspunkt nimmt, sie wird durch uns verworfen. Nach unserer Auffassung wird diese Lohntheorie die Arbeiter von Niederlage zu Niederlage führen, und sie wird die i.w.w. vernichten, wenn sie dieselbe nicht bald aufgibt.


Redaktionelle Anmerkungen

1. P.M.: Paul Mattick.

2. i.n.o.: Internacia Novaj-Officejo; Esperanto-Rundschreiben.

3. Jos. Wagner participated in the u.s.a. in the group around Paul Mattick.

4. „Wobblies“ ist ein Spitzname für Industrial Workers of the World.

5. Der folgende Text in doppelte eckigen Klammern ist eine Rekonstruktion aus der niederländischen Ausgabe. In der Reproduktion fehlt diese Seite.


Compiled by Vico, 18 August 2021


























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