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Antonie Pannekoek Archives

Pressedienst

Quelle: a.a.a.p.


Pressedienst

Gruppe Internationaler Kommunisten (Holland) : p.i.k.: Pressedienst der Internationalen Kommunisten-Holland, 1928-1933. – Transkribiert und herausgegeben für Rätekommunismus ; Mitarbeit von der Association Archives Antonie Pannekoek; €15,80.


Einheitsfront von den Katholiken bis zu den Anarcho-Syndikalisten der I.A.A.


Quelle:  Pressedienst der g.i.k., Nr. 11, 1929 (i.i.s.g. ); Transkribiert und herausgegeben für Rätekommunismus ; Mitarbeit von der Association Archives Antonie Pannekoek.


Die katholischen, christlichen, freien, kommunistischen (n.a.s.) und anarcho-syndikalistischen (i.a.a.) Metallarbeiter-Gewerkschaften haben eine Einheitsfront gebildet und den Unternehmern einen Entwurf zum kollektiven Arbeitsvertrag eingereicht.

Die Gewerkschaften, mit welcher Farbe sie auch angestrichen sind, kennen nur eine Taktik: Zusammenarbeit von Kapital und Arbeit. Sie kennen nur eine Politik: die Führerpolitik vom grünen Tisch.

Bei den Mitgliedern der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaften wird der Widerspruch zwischen der „nun einmal notwendigen Praxis“ und ihrer Theorie vom „Selbsthandeln“ tatsächlich noch (bis jetzt noch) peinlich empfunden. Bei ihnen tritt aber die eigentümliche Erscheinung auf, dass eine revolutionäre Ideologie sich als Kraftquelle der konterrevolutionären Tätigkeit auswirkt. Ebenso wie bei den aufrichtigen Gottesgläubigen der seelische Konflikt von Wort und Tat, von Ideologie und Praxis, sich in der Gebetsstunde aufhebt, wie hier die Seelenruhe wiedergefunden wird, um die kapitalistische Moral des „Jeder für sich und Gott für uns Alle“ weiter führen zu können, so ähnlich geht es unseren „revolutionären“ Gewerkschaftlern. Auch bei ihnen gibt es den Konflikt, dass sie ihre Prinzipien, nämlich die vom Selbsthandeln, verletzen.

Die Herstellung des Gleichgewichts geschieht hier aber in den Versammlungen, wo sie immer wieder von ihren schönen Prinzipien reden; es geschieht durch das Lesen ihrer Zeitungen, wo möglichst viel wiederholt wird, dass die Befreiung der Arbeiter nur das Werk der Arbeiter selbst sein kann. Weiter tun die revolutionären Schlagwörter ihren Dienst: Es ist eine geistige Onanie, welche zu der Befriedigung führt, dass man selber äußerst revolutionär ist, aber nur von den „Unbewussten“ gehemmt wird. So werden dann aus der revolutionären Ideologie die Kräfte geschöpft zur Weiterführung des Klassenverrats. Sie sind für den revolutionären Klassenkampf verloren, solange sie noch innerhalb der „revolutionären“ Gewerkschaft verbleiben. Ihre einzige Belebung als revolutionäre Arbeiter kann nur darin bestehen, dass sie sich von der gewerkschaftlichen Praxis verabschieden und als Unorganisierte (in Holland gibt es noch keine Arbeiter-Unionen) den Kampf gegen die Führerpolitik aufnehmen. Sicher nicht am wenigsten für die syndikalistischen Arbeiter gilt: Heraus aus den Gewerkschaften.


Compiled by Vico, 21 August 2021