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Quelle: a.a.a.p. Gruppe Internationaler Kommunisten (Holland) : p.i.k.: Pressedienst der Internationalen Kommunisten-Holland, 1928-1933. – Transkribiert und herausgegeben für Rätekommunismus ; Mitarbeit von der Association Archives Antonie Pannekoek; €15,80. |
Der Kampf gegen die Gewerkschaften in EnglandQuelle: Pressedienst der g.i.k., Nr. 8 vom 13. Januar 1929 (i.i.s.g. ); Transkribiert und herausgegeben für Rätekommunismus ; Mitarbeit von der Association Archives Antonie Pannekoek. Die holländische Sozial-Demokratie und ihre linke StrömungIII. Die KolonialfrageBedeutung der Exploitationsgebiete für das „Mutterland“ Herman Gorter hat in seiner Broschüre: „Der Imperialismus, der Weltkrieg und die Sozialdemokratie“ die ökonomische Krise gezeigt, welche die Massen voll Begeisterung in den imperialistischen Weltkrieg warf. Er sagt darin dem Sinne nach, dass die Massen die Hebung ihrer materiellen Existenz zum guten Teil der imperialistischen Expansion verdanken. Der Zusammenbruch der Wirtschaft in der Nachkriegszeit hat nun die reformistischen Massen noch fester an die imperialistische Politik ihrer Bourgeoisie gefesselt. England kann seine ungefähr 1½ Millionen Arbeitslosen seit 1921, also seit fast acht Jahren, nur ernähren von dem Goldstrom aus seinen kolonialen Ausbeutungsgebieten. Holland verdankt seine verhältnismäßig geringe Arbeitslosigkeit zum guten Teil dem Besitz der Kolonialgebiete, weil Schiffs- und Maschinenbau, Textilindustrie u.a. direkt für Indonesien (Niederländisch-Indien) arbeiten. Ferner ist die Kleinbourgeoisie und die Beamtenschaft direkt am Kolonialbesitz interessiert, weil der Nachwuchs gut dotierte Stellungen in den Ausbeutungsgebieten erhält. In der heutigen Epoche, mit dem verschärften „Kampf ums Dasein“ der Arbeiter, sind die Massen vor allem in Holland und England an der Beibehaltung der Kolonialländer interessiert. Ein Verlust dieser Länder würde für sie größere Arbeitslosigkeit, Verlängerung des Arbeitstages und Herabsetzung der Löhne bedeuten. Es ist daher eine Selbstverständlichkeit, dass die Sozialdemokratie und ihre Gewerkschaften die Kolonialpolitik der holländischen Bourgeoisie selbst bei dem brutalsten Terror unterstützen. Es ist noch ein zweiter Grund vorhanden, warum die Sozialdemokratie dem holländischen Imperialismus nicht entgegentritt, und zwar, dass sie die zweitgrößte Partei in Holland ist. Sie ist daher regierungsfähig und soll in diesem Jahre eine Koalitionsregierung mit den Katholiken bilden. Ohne Unterstützung des holländischen Imperialismus ist das aber ausgeschlossen, und so erscheint der Ministersozialismus als zweiter Nährboden des sozialdemokratischen Imperialismus. Die Linken in der s.d.a.p. haben nun in der Kolonialfrage den Boden einer Opposition verlassen und nehmen durch die Moskau’sche nationalistische Parole: „Indien los von Holland“ eine prinzipiell andere Stellung ein. Ohne Zweifel sind sie sich dessen bewusst, dass die Trennung Indonesiens von Holland eine Herabsetzung der Lebenslage mit sich bringt. Die Forderung wird trotzdem erhoben, weil der Besitz der holländischen Kolonien gefährlich ist im Zusammenhang mit dem Wettrüsten der imperialistischen Mächte. Der Kampf gegen den Imperialismus führte dazu, dass die Linken in der am 15. Februar 1927 in Brüssel gegründeten „Liga gegen Imperialismus; gegen koloniale Unterdrückung und für nationale Unabhängigkeit“ tätig sind. Das ist eine Liga, an welcher sich „der fortgeschrittene Teil der westlichen Arbeiterklasse und der linke Flügel der bürgerlich pazifistischen Bewegung beteiligen, aber doch in der Hauptsache eine Internationale der unterdrückten Völker der farbigen Rasse ist“. Diese Charakterisierung der Liga von einem ihrer Führer, Mohammad Hatta (*), zeigt schon, dass die ganze Bewegung mit Sozialismus oder Kommunismus nichts gemein hat. Die ganze Bewegung für die Befreiung der unterdrückten Völker hat nur den realen Hintergrund, dass die durch die importierten kapitalistischen Produktionsverhältnisse entstandene asiatische Bourgeoisie nebst Intellektuellen und Beamten sich Ellbogenfreiheit verschaffen will. Die junge Bourgeoisie will als selbstständiger Ausbeuter auftreten und so die Profite einheimsen, welche jetzt den Europäern zufallen. Die Intellektuellen und Beamten „befreien“ sich, weil sie gegenüber ihren „weißen“ Berufsgenossen in Asien noch immer weit zurückgestellt sind. Das asiatische Proletariat ist dabei das Kanonenfutter, das mit der Phrase der „nationalen Unabhängigkeit“ betäubt wird. Es hat seine eigene Rolle und die seiner Bourgeoisie noch nicht erkannt. Dies Proletariat ist zwar schon eine Klasse „an sich“, d.h., es wird bezüglich der Ausbeutung durch die „nationale“ Bourgeoisie schon als gegnerische Klasse behandelt, aber es ist noch keine Klasse „für sich“, d.h., es weiß noch keine selbstständigen Ziele zu stecken. Wollen die Massen bei Erhebungen über die Ziele „ihrer“ Bourgeoisie hinaus, so werden sie von den „Nationalisten“ niedergemetzelt (Kanton und Shanghai). Die Linken der s.d.a.p. als auch die Liga denken nicht an eine Aufklärung der proletarischen Massen, dass sie als Klasse „für sich“ mit eigenen Zielen auf den Plan treten müssen, dass sie von ihrer Bourgeoisie nicht weniger ausgebeutet werden als von der „fremden“, dass sie nicht als Nationalisten, sondern als Kommunisten in den internationalen Kampf um die Produktionsmittel treten müssen. Und doch ist das jetzt die brennende Aufgabe. Der Kapitalismus in Europa ist mit dem Weltkrieg in eine ungeheure Krise geraten, von welcher er sich zwar politisch, aber keinesfalls ökonomisch erholt hat. In Europa ist daher der Kampf um die Reformen vorbei, und die soziale Revolution, der Kommunismus, steht auf der Tagesordnung, um nicht mehr davon zu verschwinden. Daher müssen auch die asiatischen Probleme aus dem Gesichtswinkel der proletarischen Revolution betrachtet werden, um die Revolution als Weltrevolution durchzuführen. Eine proletarische Revolution kann keinen Halt machen vor „national unabhängigen“ Staaten; sondern wird mit Hilfe der asiatischen Massen die „nationale“ Bourgeoisie zerschmettern müssen, um die kommunistische Weltwirtschaft aufzurichten. Das ist es eben, warum der Revolutionär in dieser Zeit jede nationalistische Umnebelung durchbrechen muss. Die Parole: „Indien los von Holland“ ist eine Losung für solche „Klassenkämpfer“, denen die Weltrevolution kein Ernst ist, und wir haben es wohl kaum noch nötig zu sagen, dass hierbei auch die Linken der s.d.a.p. gehören. (Der nächste Artikel behandelt die Agrarfrage bei der Sozialdemokratie, bei den Linken und unsere Stellung dazu.) Redaktionelle Anmerkung*) Mohammad Hatta (1902-1980) war Vizepräsident und Ministerpräsident von Indonesien. Compiled by Vico, 20 August 2021 |
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