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Programm der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands, 1920Programm der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands. – [Berlin] : [Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands], [Mai 1920]. – 14 S. Quelle pdf: “Left Wing” Communism – an infantile disorder? ; auch: marxists.org ; J.L.W., 15. Oktober 2003, von der Marxistische-Bibliothek.de, welche es nicht mehr gab; Transkription warscheinlich gemacht nach: Die Linke gegen die Parteiherrschaft / Herausgegeben und eingeleitet von Fritz Kool. – Olten und Freiburg im Breisgau : Walter-Verlag, 1970. – 640 S. VorwortMitten im Wirbel von Revolution und Konterrevolution vollzog sich die Gründung der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands. Aber die Geburtsstunde der neuen Partei ist nicht Ostern 1920, wo der Zusammenschluß der bisherigen, nur in loser Fühlung miteinander stehenden „Opposition“ ihren organisatorischen Abschluß fand. Die Geburtsstunde der k.a.p.d. fällt zeitlich zusammen mit jener Entwicklungsphase der k.p.d. (Spartakus-Bund), wo ein verantwortungsloser, die persönlichen Interessen über die Interessen der proletarischen Revolution stellender Führerklüngel seine persönliche Auffassung über den „Tod“ der deutschen Revolution der sich energisch gegen diese persönlich interessierte Auffassung zur Wehr setzenden Parteimehrheit aufzuzwingen unternahm und auf Grund der so zurechtgemachten Privatauffassung die bisher revolutionäre Taktik der Partei in eine reformistische umzuwandeln verstand. Diese verräterische Haltung der Levi, Posner & Co. rechtfertigt aufs neue die Erkenntnis, daß die radikale Beseitigung jeglicher Führerpolitik die Voraussetzung für den raschen Fortgang der proletarischen Revolution in Deutschland bilden muß. Das ist in der Tat die Wurzel der Gegensätze, die zwischen uns und dem Spartakus-Bund entstanden sind, Gegensätze von solcher Tiefe, daß die Kluft, die uns von ihm trennt, größer ist als der Gegensatz, der zwischen den Levi, Piek, Thalheimer usw. einerseit und den Hilferding, Crispien und Stampfer, Legien andrerseits besteht. Der Gedanke, den revolutionären Massenwillen zum ausschlag Faktor in der taktischen Einstellung einer wirklich proletarischen Organisation zu erheben, ist das Leitmotiv für den organisatorische bau unserer Partei. Die Autonomie der Mitgliedschaften unter Umständen zum Ausdruck zu bringen, ist das Grundprinzip einer proletarischen Partei, die keine Partei im überlieferten Sinne ist. Darum ist es uns eine Selbstverständlichkeit, daß das hiermit unserern Organisationen übergebene Parteiprogramm, dessen schriftliche Niederlegung durch die vom Parteitage hierzu beauftragte Programmkommission erfolgt ist, solange als Programm-Entwurf zu gelten hat, bis der nächste ordentliche Parteitag sich mit vorliegender Fassung einverstanden erklärt haben wird. Im übrigen dürfte mit der Möglichkeit von Abänderungsanträgen, soweit sich solche auf die grundsätzliche and taktische Stellungnahme der Partei erstrecken würden, kaum zu rechnen sein, da das Programm in seiner jetzigen Fassung nichts anderes als den Inhalt der vom Parteitag einstimmig angenommenen programmatischen Erklärung in erweitertem Rahmen getreu zum Ausdruck bringt. Etwaige formale änderungen aber werden dem revolutionären Geist, den das Programm aus jeder Zeile atmet, nichts anhaben können. Ein unverrückbarer Leitstern bleibt uns die marxistische Erkenntnis der historischen Notwendigkeit der Diktatur des Proletariats; unerschütterlich bleibt unser Wille, den Kampf um den Sozialismus im Geiste des internationalen Klassenkampfes zu führen. Unter diesem Banner ist der Sieg der proletarischen Revolution gewiß. Berlin, Mitte Mai 1920. Der geschäftsführende Ausschuß I[m]. A[uftrag].: Erdmann (1) – Friedrich (2) – Stahl (3) Programm der Kommunistischen Arbeiter-Partei DeutschlandsDie aus dem Weltkriege geborene Weltwirtschaftskrise mit ihren ungeheuerlichen ökonomischen und sozialen Auswirkungen, deren Gesamtbild den niederschmetternden Eindruck eines einzigen Trümmerfeldes von kolossalem Ausmaß ergibt, besagt nichts anderes, als daß die Götterdämmerung der bürgerlich-kapitalistischen Weltordnung angebrochen ist. Nicht um eine der in periodischem Ablauf eintretenden, der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlichen Wirtschaftskrisen handelt es sich heute, es ist die Krise des Kapitalismus selbst, was unter krampfhaften Erschütterungen des gesamten sozialen Organismus, was unter dem furchtbarsten Zusammenprall der Klassengegensätze von noch nicht dagewesener Schärfe, was als Massenelend innerhalb der breitesten Volksschichten als das Menetekel der bürgerlichen Gesellschaft sich ankündigt. Immer deutlicher zeigt sich, daß der sich von Tag zu Tag noch verschärfende Gegensatz zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten, daß der auch den bisher indifferenten Schichten des Proletariats immer klarer bewußt werdende Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit innerhalb des kapitalistischen Wirtschaftssystems nicht gelöst werden kann. Der Kapitalismus hat sein vollständiges Fiasko erlebt, er hat im imperialistischen Raubkriege sich selbst historisch widerlegt, er hat ein Chaos geschaffen, dessen unerträgliche Fortdauer das internationale Proletariat vor die welthistorische Alternative stellt: Rückfall in die Barbarei oder Aufbau einer sozialistischen Welt. Von allen Völkern der Erde hat bisher das russische Proletariat allein in heldenmütigem Kampfe es fertig gebracht, die Herrschaft seiner Kapitalistenklasse siegreich zu überwinden und selber die politische Macht zu übernehmen. In heroischem Widerstande hat es den konzentrischen Angriff der vom internationalen Kapital organisierten Söldnerheere erfolgreich abgewehrt und sieht sich jetzt der über alle Beschwierigen Aufgabe gegenüber, die durch den Weltkrieg und den folgenden mehr als zweijährigen Bürgerkrieg total zerrüttete Wirt auf sozialistischer Grundlage aufzubauen. Das Schicksal der russischen Räterepublik ist abhängig von der Entwicklung der proletarischen Revolution in Deutschland. Nach dem Siege der deutschen Revolution wird ein sozialistischer Wirtschaftsblock vorhanden sein, der vermöge des wechselseitigen Austausches von Industrie- und Landwirtschaftsprodukten imstande ist, eine wahrhaft sozialistische Produktionsweise aufzurichten, ohne mehr zu wirtschaftlichen und damit auch politischen Konzessionen gegenüber dem Weltkapital genötigt zu sein. Wenn das deutsche Proletariat seine weltgeschichtliche Aufgabe nicht in kürzester Frist erfüllt, ist der Fortgang der Weltrevolution auf Jahre, wenn nicht auf Jahrzehnte in Frage gestellt. In der Tat bildet Deutschland heute den Brennpunkt der Weltrevolution. Die Revolution in den „siegreichen“ Ländern der Entente kann erst in Fluß kommen, wenn die große Barriere in Mitteleuropa weggeräumt ist. Naturgemäß sind die ökonomischen Voraussetzungen für die proletarische Revolution in Deutschland ungleich günstiger als in den „siegreichen“ Ländern Westeuropas. Die unter der Signatur des Versailler Friedens restlos ausgeplünderte deutsche Wirtschaft hat eine Verelendung gezeitigt, die in kurzem eine gewaltsame Lösung einer katastrophalen Situation notwendig hindrängt. Hinzu kommt, daß der Versailler Raubfrieden nicht nur einer kapitalistischen Produktionsweise in Deutschland überaus schwere, für das Proletariat unerträgliche Fesseln anlegte: seine gefährlichste Seite besteht darin, daß er die ökonomischen Fundamente der künftigen sozialistischen Wirtschaft in Deutschland unterminiert, also die Entwicklung der Weltrevolution auch nach dieser Richtung in Frage stellt. Aus diesem Dilemma hilft nur die rasche Fortentwicklung der deutschen proletarischen Revolution. Die ökonomische und politische Situation in Deutschland ist überreif für den Ausbruch der proletarischen Revolution. In diesem Stadium der historischen Entwicklung, wo der Zersetzungsprozeß des Kapitalismus nur durch die Kulisse scheinbarer Machtpositionen künstlich verschleiert wird, kommt alles darauf dem Proletariat zu dem Bewußtsein zu verhelfen, daß es nur eines energischen Zugreifens bedarf, um von der Macht, die es eigentlich schon besitzt, wirksamen Gebrauch zu machen. In einer solchen Epoche des revolutionären Klassenkampfes, wo die letzte Phase des Ringens zwischen Kapital und Arbeit eingesetzt hat und der eigentliche Entscheidungskampf bereits im Gange ist, gibt es keinen Kompromiß mit dem Todfeind, sondern Kampf bis zur Vernichtung. Insbesondere gilt der Angriff denjenigen Institutionen, deren Tendenz auf die überbrückung der Klassengegensätze gerichtet ist, also auf eine Art politischer oder wirtschaftlicher Arbeitsgemeinschaft zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten hinausläuft. Im Augenblick, wo die objektiven Bedingungen für den Ausbruch der proletarischen Revolution gegeben sind, ohne daß die permanente Krise eine akute Zuspitzung erfährt oder dann, wo eine katastrophale Zuspitzung eintritt, dieselbe vom Proletariat nicht bis zur letzten Konsequenz erfaßt und ausgewertet wird, müssen Gründe subjektiver Natur vorhanden sein, die dem beschleunigten Fortgang der Revolution als hemmende Faktoren im Wege stehen. Mit anderen Worten: Die Ideologie des Proletariats befindet sich noch teilweise im Banne bürgerlicher oder kleinbürgerlicher Vorstellungselemente. Die Psychologie des deutschen Proletariats in seiner gegenwärtigen Verfassung trägt nur allzu deutlich die Spuren der jahrhundertelangen militaristischen Versklavung, daneben aber auch die Merkmale eines mangelnden Selbstbewußtseins, wie sie sich als Folge des parlamentarischen Kretinismus der alten Sozialdemokratischen Partei und der USP einerseits sowie des Absolutismus der Gewerkschaftsbürokratie andererseits mit Naturnotwendigkeit entwickeln mußte. Die subjektiven Momente spielen in der deutschen Revolution eine entscheidende Rolle. Das Problem der deutschen Revolution ist das Problem der Selbstbewustseinsentwicklung des deutschen Proletariats. In Erkenntnis dieser Situation und in Erkenntnis der Notwendigkeit, das Tempo der weltrevolutionären Entwicklung zu beschleunigen, sowie getreu dem Geiste der 3. Internationale kämpft die k.a.p.d. für die maximalistische Forderung der sofortigen Beseitigung der bürgerlichen Demokratie und für die Diktatur der Arbeiterklasse. Sie verwirft in der demokratischen Verfassung den in der gegenwärtigen Periode doppelt unsinnigen und unhaltbaren Grundsatz, auch der ausbeutenden Kapitalistenklasse politische Rechte und die ausschließliche Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel einräumen zu wollen. In Verfolg ihrer maximalistischen Absichten entscheidet sich die k.a.p.d. auch für die Ablehnung aller reformistischen und opportunistischen Kampfmethoden, in denen sie nur ein Ausweichen vor ernsten und entscheidenden Kämpfen mit der bürgerlichen Klasse sieht. Sie will diesen Kämpfen nicht ausweichen, sie fordert sie vielmehr heraus. In einem Staat, der alle Merkmale der eingetretenen Periode des kapitalistischen Zerfalls aufweist, gehört auch die Beteiligung am Parlementarismus zu den reformistischen und opportunistischen Kampfmethoden. In einer solchen Periode das Proletariat ermuntern, sich an Parllamentswahlen zu beteiligen, bedeutet, im Proletariat die gefährlichen Illusion zu wecken und zu nähren, als könnte durch parlamentarische Mittel die Krisis überwunden werden, bedeutet die Anwendung eines bürgerlichen Klassenkampfmittels in einer Situation, in der nur proletarische Klassenkampfmittel in ihrer entschlossenen und rücksichtslosen Anwendung entscheidend wirken können.Die Beteiligung am bürgerlichen Parlementarismus inmitten der fortschreitenden proletarischen Revolution bedeutet am Ende auch nichts anderes, als die Sabotage des Rätegedankens. Der Rätegedanke steht in der Periode des proletarischen Kampfes um die politische Macht im Mittelpunkt der revolutionären Fortentwicklung. Das mehr oder weniger starke Echo, das der Rätegedanke jeweilig im Massenbewußtsein weckt, ist der Gradmesser für die Entwicklung der sozialen Revolution. Der Kampf um die Anerkennung revolutinärer Betriebsräte und politischer Arbeiterräte im Rahmen einer bestimmten revolutionären Situation wächst sich folgerichtig aus zum Kampf um die Diktatur des Proletariats gegen die Diktatur des Kapitalismus. Dieser revolutionäre Kampf, dessen eigentliche politische Achse der Rätegedanke bildet, richtet sich mit historischer Notwendigkeit gegen die gesamte bürgerliche Gesellschaftsordnung und folglich gegen ihre politische Ausdrucksform, den bürgerlichen Parlementarismus. Rätesystem oder Parlamentarismus? Das ist die Frage von welthistorischer Bedeutung. Aufbau einer proletarisch-kommunistischen Welt oder Untergang im Sumpf der bürgerlich-kapitalistischen Anarchie? Inmitten einer so durch und durch revolutionären Situation wie gegenwärtig in Deutschland bedeutet also die Beteiligung am Parlamentarismus nicht nur die Sabotage des Rätegedankens, sondem darüber hinaus die Galvanisierung der in Verwesung befindlichen bürgerlich-kapitalistischen Welt und damit die mehr oder weniger gewollte Verzögerung der proletarischen Revolution. Neben dem bürgerlichen Parlamentarismus bilden die Gewerkschaften das Hauptbollwerk gegen die Fortentwicklung der proletarischen Revolution in Deutschland. Ihre Haltung im Weltkrieg ist bekannt. Ihr entscheidender Einfluß auf die grundsätzliche und taktische Stellungnahme der alten Sozialdemokratischen Partei führte zur Proklamierung des „Burgfriedens“ mit der deutschen Bourgeoisie, was gleichbedeutend war mit der Kriegserklärung an das internationale Proletariat. Ihre sozialverräterische Wirksamkeit fand ihre logische Fortsetzung bei Ausbruch der November-Revolution in Deutschland, wo sie ihre konterrevolutionäre Gesinnung durch den Abschluß einer wirtschaftsfriedlichen Arbeitsgemeinschaft mit dem zusammenbrechenden deutschen Unternehmertum dokumentierten. Ihre konterrevolutionäre Tendenz haben sie während der ganzen Periode der deutschen Revolution bis zurn heutigen Tage bewahrt. Die Gewerkschaftsbürokratie ist es gewesen, die sich am heftigsten dem in der deutschen Arbeiterklasse immer stärker Wurzel schlagenden Rätegedanken widersetzte und die sich aus den ökonomischen Massenaktionen folgerichtig ergebenden politischen Tendenzen mit dem Ziel der politischen Machtergreifung durch das Proletariat erfolgreich zu paralysieren verstand. Der konterrevolutionäre Charakter der gewerkschaftlichen Organisationen ist so offenkundig, daß zahlreiche Unternehmer in Deutschland die Einstellung von Arbeitern von der Zugehörigkeit zu einem gewerkschaftlichen Verbande abhängig machen. Damit ist vor aller Welt enthüllt, daß die Gewerkschaftsbürokratie an der künstlichen Aufrechterhaltung des in allen Fugen krachenden kapitalistischen Systems tätigen Anteil nimmt. Die Gewerkschaften sind somit neben den bürgerlichen Fundamenten einer der Hauptpfeiler des kapitalistischen Klassenstaates. Daß dieses konterrevolutionäre Gebilde nicht von innen heraus im revolutionären Sinne umgestaltet werden kann, ist durch die Gewerkschaftsgeschichte der letzten anderthalb Jahre hinreichend bewiesen. Die Revolutionierung der Gewerkschaften ist keine Personenfrage. Der konterrevolutionäre Charakter dieser Organisationen liegt in der ihnen eigentümlichen Struktur und ihrem System selber. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich die logische Folgerung, daß nur die Zertrümmerung der Gewerkschaften selbst die Bahn frei macht für den Fortgang der sozialen Revolution in Deutschland. Für den sozialistischen Aufbau ist anderes notwendig als diese fossilen Organisationen. Aus den Massenkämpfen heraus ist die Betriebsorganisation en den. Nicht in dem Sinne neu, daß sie auftaucht als etwas nie au ähnlich Dagewesenes, aber neu in dem Sinne, daß sie währen Revolution überall herausspringt als notwendige Waffe des Klassenkampfes gegen den alten Geist und das ihm zugrunde liegen Fundament. Sie entspricht dem Rätegedanken und ist demnach durchaus keine bloße Form oder neue Organisationsspielerei oder gar mystische Wunderblume, sondern sie ist die organisch in die wachsende, Zukunft bildende Ausdrucksform einer Gesellschaftsrevolution, die auf die klassenlose Gesellschaft hinstrebt. Sie ist rein proletarische Kampfesorganisation. Nicht in Berufe zerrissen, abseits seines Kampfbodens kann das Proletariat für den restlosen Umsturz der alten Gesellschaft organisiert sein, das muß im Betrieb vor sich gehen. Hier steht einer neben dem anderen als Klassengenosse, hier muß jeder stehen als Gleichberechtigter. Hier steht die Masse als Triebwerk der Produktion, drängt ununterbrochen, es zu durchschauen und selbst zu leiten. Hier geht der geistige Kampf, die Revolutionierung des Bewußtseins in unaufhörlichem Sturm von Mann zu Mann, von Masse zu Masse. Alles gerichtet auf das höhere Klasseninteresse, nicht auf Vereinsmeierei, das Berufsinteresse eingeengt auf das ihm zukommende Maß. Eine solche Organisation, das Rückgrat der Betriebsräte, wird zu einem unendlich beweglichen Instrument des Klassenkampfes, einem durch ständig mögliche Neuwahlen, Abberufungen usw. immer von frischem Blut sprudelnden Organismus. In und mit den Massenaktionen wachsend, wird sich die Betriebsorganisation natürlich jene zentrale Zusammenfassung schaffen müssen, die ihrer revolutionären Entwicklung entspricht. Die revolutionäre Entwicklung wird ihre Hauptangelegenheit sein, nicht Programme, Statuten und detaillierte Pläne. Sie ist keine Unterstützungskasse und Lebensversicherung, wenn auch selbstverständlich vor der Sammlung für etwa notwendig werdende Streikunterstützungen nicht ängstlich zurückscheut. Ununterbrochene Propaganda für den Sozialismus, Betriebsversammlungen, politische Diskussionen usw. zählen zu ihren Aufgaben, kurzum, die Revolution im Betrieb. Das Ziel der Betriebsorganisation ist im großen gesehen ein doppeltes. Das erste geht auf die Zertrümmerung der Gewerkschaften, ihres gesarnten Untergrundes und des in ihnen konzentrierten unproletarischen Gedankenkomplexes. Kein Zweifel herrscht darüber, daß in diesem Karnpf die Betriebsorganisation selbstverständlich auf alle bürgerlichen Gebilde als erbitterter Gegner stoßen wird, aber auch auf alle USP- und KP-Bekenner, die entweder noch unbewußt in alten SP-Bahnen sich bewegen (wenn sie auch ein anderes politisches Programm annahmen, im Grunde aber nur Kritiker politisch-moralischer Verfehlungen sind), oder bewußt als Gegner auftreten, weil ihnen der politische Schacher, die diplomatische Kunst, sich stets „oben“ zu halten, höher steht als der Riesenkampf um das Soziale überhaupt. Vor dieser Bitternis gibt es kein Zurückschrecken. Niemals kann es eher ein enges Zusammengehen mit der u.s.p.d. geben, als bis sie die Berechtigung solcher – sicher noch wandlungsbedürftiger und auch wandlungsflähiger – proletarischer Gebilde aus dem Wesen des Rätegedankens anerkennt. Große Teile der Massen werden sie früher erkennen als politische Führer. Ein gutes Zeichen. Am sichersten und schnellsten wird die Betriebsorganisation durch Auslösen und politische Ausrichtung von Massenstreiks, fußend auf der jeweiligen politischen Situation, das konterrevolutionäre Gewerkschaftswesen demaskieren und vernichten helfen. Das zweite große Ziel der Betriebsorganisation ist die Vorbereitung für den Aufbau der kommunistischen Gesellschaft. Mitglied der Betriebsorganisation kann jeder Arbeiter werden, der sich zur Diktatur des Proletariats bekennt. Dazu gehört die entschiedene Abwendung von den Gewerkschaften, die entschiedene Loslösung aus ihrer Gedankenrichtung. Diese Loslösung wird der Prüfstein sein müssen für den Eintritt in die Betriebsorganisation. Damit wird offenbart das Bekenntnis zu dem proletarischen Klassenkampf und seinen eigenen Methoden, nicht erforderlich ist das Bekenntnis zu einem engeren Parteiprogramm. Es liegt im Wesen und in der Tendenz der Betriebsorganisation, daß sie dem Kommunismus dient und hinleitet zur kommunistischen Gesellschaft. Ihr Kern wird stets ausgesprochen kommunistisch sein, ihr Kampf zwingt alle in die gleiche Richtung. Aber während ein Parteiprogramm größtenteils dem Tage (natürlich im weiteren Sinne) dient und dienen muß, während von Parteigängern pointierte Intellektualität gefordert wird, während eine politische Partei wie die Kommunistische Arbeiterpartei – es sei denn, sie entwickle sich zu ihrem Verderben rückwärts –, schnell fortschreitend und wechselnd, mit dem weltrevolutionären Prozeß niemals quantitativ groß sein kann, werden in der Betriebsorganisation die revolutionären Massen geeint durch das Bewußtsein ihrer Klassensolidarität, ihrer proletarischen Klassensolidarität. Hier bereitet sich organisch die Einigung des Proletariats vor, die niemals möglich ist auf dem Boden eines Parteiprogrammes. Die Betriebsorganisation ist der Anfang kommunistischer Gestaltung und wird zum Fundament der kommenden kommunistischen Gesellschaft. Die Betriebsorganisation löst ihre Aufgaben im engen Verein mit der k.a.p.d. Die politische Organisation hat zur Aufgabe die Sammlung der fortgeschrittenen Elemente der Arbeiterschaft auf der Grundlage des Parteiprogramms. Das Verhältnis der Partei zur Betriebsorganisation ergibt sich aus dem Wesen der Betriebsorganisation. In nimmermüder Propaganda wird die KAP innerhalb der Betriebsorganisation arbeiten. Kampfparolen müssen vereinbart werden. Die Kadres im Betrieb werden zur beweglichen Waffe der Partei. Dazu ist natürlich notwendig, daß auch die Partei immer mehr proletarischen Charakter, proletarischen Klassenausdruck annimmt, der Diktatur von unten gerecht wird. Damit erweitert sich der Kreis ihrer Aufgaben, wird aber zugleich aufs machtvollste gestützt. Es muß erreicht werden – und die Betriebsorganisation bietet die Gewähr dafür –, daß mit dem Siege, das ist die Eroberung der Macht durch das Proletariat, die Diktatur der Klasse einsetzen kann und nicht die Diktatur einiger Parteiführer und ihrer Clique. Die Phase der Ergreifung der politischen Macht durch das Prole erfordert die schärfste Niederhaltung bürgerlich-kapitalistischer Regungen. Das wird erreicht durch die Aufrichtung einer die gesammte politische und wirtschaftliche Macht ausübenden Räteorganisation. Die Betriebsorganisation wird in dieser Phase selber ein Glied der proletarischen Diktatur, ausgeübt im Betrieb durch die auf der Betriebsorganisation sich erhebenden Betriebsräte. Aufgabe der Betriebsorganiation in dieser Phase ist ferner, danach zu streben, daß sie zum Fundament des Wirtschaftsrätesystems wird. Für den Aufbau des kommunistischen Gemeinwesens ist die Betriebsorganisation eine wirtschaftliche Voraussetzung. Die politische Form der Organisation des kommunistischen Gemeinwesens ist das System der Räte. Die Betriebsorganisation tritt dafür ein, daß die politische Gewalt nur immer von der Exekutive der Räte ausgeübt wird. Die k.a.p.d. kämpft daher um die Verwirklichung des maximalistischen revolutionären Programms, dessen konkrete Forderungen in folgenden Punkten umschlossen sind: I. Auf politischem Gebiet:
II. Auf wirtschaftlichem, sozialem und strukturellem Gebiet:
Insbesondere fördert die k.a.p.d. alle ernstlich revolutionären Bestrebungen, die die Jugend beiderlei Geschlechts aus sich heraus zum Ausdruck bringt. – Die k.a.p.d. lehnt indes jede Bevormundung der Jugend ab. Durch den politischen Kampf wird die Jugend selber zu hochster Kraftentfaltung gezwungen, die uns die Gewißheit gibt, daß sie mit aller Klarheit und Entschlossenheit ihre großen Aufgaben erfüllt. Der Jugend in ihrem Kampfe jede irgendmögliche Unterstützung zuteil werden zu lassen, ist – auch um der Revolution willen – Pflicht der k.a.p.d.. Die k.a.p.d. ist sich bewußt, daß der Jugend auch nach der Erberung der politischen Macht durch das Proletariat ein großes Tätigkeitsgebiet im Auf bau der kommunistischen Gesellschaft obliegt wie: Die Verteidigung der Räterepublik durch die Rote Armee, die Umgestaltung des Produktionsprozesses, Schaffung der kommunistischen Arbeitsschule, die in engster Gemeinschaft mit dem Betrieb ihre schöpferischen Aufgaben löst. Das ist das Programm der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands. Getreu dem Geiste der 3. Internationale hält die k.a.p. an dem Gedanken der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus fest, daß die Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat gleichbedeutend ist mit der Vernichtung der politischen Macht der Bourgeoisie. Vernichtung des gesamten bürgerlichen Staatsapparates mit seiner kapitalistischen Armee unter Führung bürgerlich-junkerlicher Offiziere, seiner Polizei, seinen Kerkermeistern und Richtern, Pfaffen und Staatsbeamten ist die erste Aufgabe der proletarischen Revolution. Das siegreiche Proletariat muß daher gegen Anschläge der bürgerlichen Konterrevolution gewappnet sein. Das Proletariat muß den Bürgerkrieg, wenn er ihm von der Bourgeoisie aufgezwungen wird, mit rücksichtsloser Gewalt niederzuwerfen versuchen. Die k.a.p.d. ist sich bewußt, daß der Endkampf zwischen Kapital und Arbeit nicht innerhalb nationaler Grenzen ausgefochten werden kann. Ebensowenig wie der Kapitalismus an den Landesgrenzen Halt macht und auf seinem Raubzuge durch die Welt sich durch irgendwelche nationale Skrupeln Einhalt gebieten läßt, ebensowenig darf das Proletariat unter der Hypnose nationaler Ideologien den fundamentalen Gedanken der internationalen Klassensolidarität jemals aus dem Auge verlieren. Je schärfer der internationale Klassenkampfgedanke vom Proletariat erfaßt und je konsequenter er zum Leitmotiv proletarischer Weltpolitik erhoben wird, um so rascher und wuchtiger werden die Schläge der Weltrevolution das in Auflösung begriffene Weltkapital in Stücke schlagen. Hoch über allen nationalen Besonderheiten, hoch über allen Landesgrenzen, hoch über allen Vaterländern leuchtet dem internationalen Proletariat in ewigem Strahlenglanze das Fanal: Proletarier aller Länder vereinigt Euch! |
1. Erdmann: Emil Sach (1890-1959).
2. Friedrich: Friedrich Wendel (1886-1960).
3. Stahl: Arthur Goldstein (1887-1943).
Compiled by Vico, 7 December 2016