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Quelle: a.a.a.p. Internationale Rätekorrespondenz 1934-1937 / Gruppe Internationaler Kommunisten (Holland). – Transkribiert und herausgegeben von Hans-Peter Jacobitz und Thomas Königshofen; Mitarbeit von der Association Archives Antonie Pannekoek, Dezember 2020, 504 S., € 13,16, ISBN 979-8551636052 |
Zur Marx’schen Akkumulations- und Zusammenbruchstheorie / [Paul Mattick], 1934Quelle: Zur Marx’schen Akkumulations- und Zusammenbruchstheorie / [Paul Mattick]. – In: Internationale Rätekorrespondenz : Theoretisches und Diskussionsorgan für die Rätebewegung – Ausg[abe]. der Gruppe Int[ernationaler]. Kommunisten, Holland. – 1934, Nr. 4 (September); Quelle der Transkription: Rätekommunismus , gemacht von Thomas, Korrektur Hans-Peter, Dezember 2020. In Erwiderung des Artikels: Die Zusammenbruchstheorie des Kapitalismus / [Anton Pannekoek], in Nummer 1 der „Rätekorrespondenz“ Vom „reinökonomischen Standpunkt“Die Kritik an Henryk Grossmanns Buch „Das Akkumulations- und Zusammenbruchsgesetz des kapitalistischen Systems“, die sich zugleich gegen den Standpunkt der united workers party of America wendet, welche in ihrem kürzlich erschienenen Manifest die Grossmann’sche Einstellung adoptierte, hat ihren Ausgangspunkt entweder in der willkürlichen Entstellung der Grossmann’schen Auffassung, die die u.w.p. teilt, oder bestens doch in einem mangelnden Verständnis des Marxismus selbst und erfordert so eine Antwort, die zuerst die Entstellungen korrigiert und dann die wirkliche marxistische Position in den angeschnittenen Fragen erneut postuliert. Da die u.w.p. – ohne überhaupt die politische Auffassung H. Grossmanns hinreichend zu kennen oder auch nur in Erwägung ziehen zu wollen – sich doch mit dessen Interpretation des Marx’schen Akkumulationsgesetzes identifiziert, so ist diese Anti-Kritik, obwohl sie sich auf die Verteidigung des Grossmann’schen Buches beschränkt, doch als prinzipielle Einstellung der u.w.p. zu werten und ihr kann wohl von vornherein der ungerechtfertigte gegen Grossmann gerichtete Vorwurf der „bürgerlichen Ökonomie“ zu entspringen, erspart bleiben. Grossmann behauptet nicht, wie der Kritiker von ihm sagt, dass der Kapitalismus aus „rein ökonomischen“ Gründen zusammenbrechen wird, dass der Zusammenbruch sich „unabhängig vom menschlichen Eingreifen“ vollziehen muss. Später muss der Kritiker diese Behauptung denn auch zurücknehmen und er bringt selbst Zitate, die zeigen, dass auch für Grossmann der Zusammenbruch kein automatischer Prozess, sondern der revolutionäre Akt des Proletariats ist. Auch für Grossmann gibt es kein „reinökonomisches“ Problem, was ihn jedoch auf keinen Fall hindern kann, aus methodischen Gründen in seiner Untersuchung der Akkumulationsgesetzlichkeit sich auf rein ökonomische Voraussetzungen zu beschränken, um so theoretisch einen objektiven Endpunkt des Systems zu erreichen. Die theoretische Erkenntnis, dass das kapitalistische System aufgrund seines treibenden Widerspruches nur in den Zusammenbruch münden kann, verpflichtet durchaus nicht zu der Auffassung, dass der wirkliche Zusammenbruch ein automatischer, von den Menschen unabhängiger Prozess ist. Ohne den Menschen gäbe es keine Ökonomie, es lässt sich von ihm nicht absehen. Ehe der theoretisch aufgrund vieler Abstraktionen erreichte „Endpunkt“ seine Parallele in der Wirklichkeit finden wird, werden die Arbeiter schon ihre Revolution durchgeführt haben. Wenn Grossmann sagt, dass der Zusammenbruch unvermeidlich ist, so heißt das praktisch nur, dass die Revolution unvermeidlich ist. Er vertritt keinen „reinökonomischen“ Standpunkt, sondern den dialektischen, dem jede Abstraktion nur ein Mittel zur Erkenntnis der Wirklichkeit ist. Akkumulation im Lichte der Marx’schen DialektikDer Gesichtspunkt der Totalität in der Marx’schen Dialektik besagt, dass im Stoffwechselprozess zwischen Mensch und Natur der gesellschaftliche Mensch ein aktiver Faktor ist, dass die geschichtliche Entwicklung nicht nur von objektiven, durch die Natur gegebenen Verhältnissen, sondern ebenso sehr von den subjektiven, gesellschaftlichen Momenten bestimmt wird. Durch alle Gesellschaftsformen hindurch entwickelten sich die Produktivkräfte als Ausdruck des Widerspruches zwischen Mensch und Natur, Sein und Bewusstsein, der sich aus der Arbeit entwickelte. Innerhalb dieses Prozesses entwickeln sich neue Widersprüche, die rückwirkend den allgemeinen Prozess wieder weitertreiben. Die bewussten Momente wurden dabei so entwickelt, dass es sinnlos geworden ist, noch zwischen Ursache und Wirkung zu unterscheiden, dass jede Trennung von Sein und Bewusstsein unmöglich wurde, da beides sich dauernd und immer neu verschmilzt. Was eigentlich zugrunde liegt, hat mit unserem jeweiligen Endresultat nichts mehr zu tun und diese Endresultate bilden immer neue Ausgangspunkte, so dass erneut zwischen Ursache und Wirkung zu unterscheiden unmöglich wird. Und doch bleibt in diesem dialektischen Prozess als letzte Basis stets die Lebensnotwendigkeit der Menschen, sie bleibt materiell, wirklich. Der Marxismus verwirft jede Scheidung zwischen den objektiven und subjektiven Geschichtsmomenten, da sich diese dauernd gegenseitig beeinflussen und sich dabei selbst dauernd verändern. Eins lässt sich nicht ohne das andere verstehen. So gibt es für den Marxismus auch kein rein ökonomisches Problem, die Dialektik zwingt zur Totalitätsauffassung, die auch den reinen Ökonomismus ausschließt. Will man jedoch die Marx’sche Dialektik theoretisch illustrieren, so kann man zwischen objektiven und subjektiven Geschichtsmomenten unterscheiden; auf der Basis der Dialektik jedoch, die diese Unterscheidung eben verwirft, kann man sich auf sie nicht mehr beziehen. Um die Zusammenbruchsgesetzlichkeit des Kapitalismus theoretisch zu illustrieren, kann man sich auf die rein ökonomische Untersuchung beschränken, der Zusammenbruch selbst kann jedoch nur verstanden werden, wenn alle Faktoren des Geschichtsprozesses berücksichtigt werden. Was die einzelnen, bisherigen Wirtschaftsformen unterscheidet, ist das Tempo, mit dem sie die gesellschaftlichen Produktionskräfte entwickelten. Der Kapitalismus entwickelte das Tempo ins Ungeheure, darin bestand seine „historische Mission“. Marx betrachtet den Produktionsprozess von zwei Seiten. Zuerst als den sich durch alle Gesellschaftsordnungen hindurchziehenden „Stoffwechselprozess zwischen Mensch und Natur“, und dann diesen Prozess in seiner spezifischen kapitalistischen Form. Das erste zwingt zur Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte, das zweite ist das historisch wechselnde Ergebnis dieses Zwanges, das allerdings rückwirkend auch wieder die Produktivkräfte mitbestimmt. Der Ausgangspunkt der Marx’schen ökonomischen Analyse bilden die Produktivkräfte; er verfolgt ihre Entwicklung unter den von ihnen geschaffenen kapitalistischen Produktionsverhältnissen, also auf Basis der Wertproduktion und kommt zu dem Schluss, dass an einem hohen Punkt der Entwicklung letztere durchbrochen werden vom Umfang der ersteren. Die Bewegung des Kapitals auf Basis des Wertes ist nichts anderes, als die in diesem historischen Abschnitt dialektische Bewegung der Gesellschaft selbst. Die Verkennung des dialektischen Marxismus durch den Pseudo-Marxismus äußerte sich nirgends klarer, als in dem Verlust der Marx’schen Akkumulations- und Zusammenbruchstheorie, mit deren Ablehnung sich die Revisionisten brüsteten, und die von den „Orthodoxen“ nicht zu verteidigen gewagt wurde. Wer die Marx’sche Zusammenbruchstheorie preisgibt, kann nicht zugleich an der dialektischen Methode festhalten; wer den dialektischen Materialismus „philosophisch“ akzeptiert, hat keine Wahl, er muss die dialektische Bewegung der heutigen Gesellschaft als Zusammenbruchsbewegung erfassen. Bewegung wird nicht nur, wie das mechanistische Weltbild annimmt, von außen veranlasst; alle Dinge bewegen sich aus sich selbst, aus den schon in ihnen enthaltenen Widersprüchen heraus. Die Selbstbewegung der Produktivkräfte als der durch die Notwendigkeit der Arbeit erzeugte Widerspruch zwischen Mensch und Natur, erzeugt wohl immer neue, mit zu berücksichtigende, mitbestimmende, rückwirkende Momente, aber sie bleibt nichtsdestoweniger doch Selbstbewegung. Und der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte sind im Rahmen der kapitalistischen Produktionsverhältnisse absolute Grenzen gesetzt. Der letzte Grund aller wirklichen Krisen, sagt Marx, trotz seiner sich strikt an das Wertgesetz haltenden theoretischen Analyse der Akkumulationsgesetzlichkeit, welche die oft erwähnte „Disproportion zwischen Produktion und Konsumtion“ nicht kennt und doch schon in den Zusammenbruch mündet, der letzte Grund „bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen, gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde.“ So sehr es auch die „Logik“ verletzen mag, aber das Kapital akkumuliert tatsächlich um der Akkumulation willen. Die materielle Produktion wie die Konsumtion sind im Kapitalismus den Individuen überlassen, der gesellschaftliche Charakter ihrer Arbeiten und ihrer Konsumtion ist nicht unmittelbar gesellschaftlich geregelt, sondern regelt sich erst über den Umweg des Marktes. Das Kapital produziert nicht Sachen, sondern (Tausch-) Werte. Aber wenn es auch nicht aufgrund einer solchen Art der Produktion imstande ist, seine Produktion und Konsumtion den gesellschaftlichen, wirklichen Bedürfnissen anzupassen, deshalb müssen diese wirklichen Bedürfnisse doch berücksichtigt werden, sollen die Menschen nicht zugrunde gehen. Ist der Markt nicht mehr imstande, diese Bedürfnisse ausreichend zu befriedigen, so muss eben die Produktion für den Markt, die Wertproduktion, durch die revolutionäre Umwälzung beseitigt werden, um einem Produktionsverhältnis, das den gewachsenen Produktionskräften entspricht, Platz zu machen, und das nicht erst auf dem Umweg des Marktes gesellschaftlich, sondern unmittelbar gesellschaftlichen Charakter hat und sich nach den Bedürfnissen der Menschen selbst zu richten vermag. Vom Standpunkt des Gebrauchswertes ist der Widerspruch zwischen Produktion und Konsumtion in der kapitalistischen Gesellschaft eine offensichtliche Tatsache, aber ein solcher Standpunkt gilt nicht für die kapitalistische Produktion. Für sie ist nicht die Wirklichkeit, sondern der Markt die Wirklichkeit. Vom Standpunkt des Wertes ist dieser Widerspruch das Geheimnis des kapitalistischen Fortschritts und je größer dieser Widerspruch, desto besser entwickelt sich das Kapital. Aber eben weil dies so ist, muss bei der Akkumulation dieses Widerspruches ein Punkt eintreten, der zu seiner Aufhebung führt, da die wirklichen Produktions- und Lebensbedingungen letztlich doch stärker sind als die historisch gebundenen, verdinglichten gesellschaftlichen Verhältnisse, und so bleibt der letzte Grund aller wirklichen Krisen doch immer die Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb des Kapitals, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als wenn die gesellschaftliche Konsumtionsfähigkeit unbeschränkt wäre, ohne dass damit die kapitalistischen Bewegungsgesetze erklärt wären. Klar wird nur die Notwendigkeit der revolutionären Lösung und selbstverständlich wird, dass wenn vom Zusammenbruch die Rede ist, die Revolution der Arbeiter darunter verstanden werden muss. Die abstrakte theoretische Analyse der Wertproduktion zeigte erst, weshalb in der konkreten Wirklichkeit die Revolution unvermeidlich eintreten muss. Weil theoretisch die Verfolgung der kapitalistischen Akkumulationsgesetzlichkeit einen absoluten Endpunkt ergab, wurde erst klar, dass in Wirklichkeit die Verelendung der Massen mit der Kapitalakkumulation identisch ist. Der Verelendung zu entgehen, haben die Arbeiter kein anderes Mittel als die revolutionäre Umwälzung des Systems. Die kapitalistische Wertproduktion findet ihre Grenzen der Mehrwertaneignung in den Grenzen der Ausbeutungsmöglichkeit. Der Konsum der Arbeiter kann nicht auf Null herabgesetzt werden und doch kann die Wertproduktion nur danach streben, diesem Nullpunkt näher und näher zu kommen. Die kapitalistischen Widersprüche entstehen aus dem Widerspruch zwischen Gebrauchs- und Tauschwert. Dieser Widerspruch macht aus der Akkumulation des Kapitals die Akkumulation des Elends. Entfaltet sich das Kapital der Wertseite nach, so zerstört es zugleich seine eigene Basis, indem es die Anteile der Arbeiter an der Produktion dauernd vermindert. Absolut aufheben lässt sich dieser Anteil nicht, da der natürliche Selbsterhaltungstrieb der Massen stärker ist als ein gesellschaftliches Verhältnis, welches aus der Unreife der Produktivkräfte erwachsen und an sie gebunden ist. Damit wird die Bourgeoisie „unfähig zu herrschen, weil sie unfähig ist, ihren Sklaven die Existenz, selbst innerhalb ihrer Sklaverei, zu sichern; sie ist gezwungen, sie in eine Lage herabsinken zu lassen, wo sie sie ernähren muss, statt von ihnen ernährt zu werden“. Die Analyse der kapitalistischen Akkumulation mündet so in „den Klassenkampf als Schluss, worin sich die Bewegung und Auflösung der ganzen Schmiere vollzieht“. Das Grossmann’sche ReproduktionsschemaGrossmann beweist das Marx’sche Akkumulations- und Zusammenbruchsgesetz, wie der Kritiker glauben machen will, durchaus nicht allein am Bauer’schen Schema, indem er es vom 4. zum 35. Jahr verlängert. Grossmann glaubt auch auf keinen Fall, wie der Kritiker behauptet, durch die Verfolgung des Schemas „den wirklichen Kapitalismus“ wiederzugeben. Vielmehr schreibt Grossmann, bevor er sich an die Behandlung des Schemas gibt: „Die Fehler der Bauer’schen Analyse ergeben sich nicht aus der Konstruktion seines Schemas selbst, als vielmehr aus der Unklarheit über die methodologischen Aufgaben und Voraussetzungen einer jeden schematischen, d h. vereinfachenden Darstellung der komplizierten Wirklichkeit. Eben deshalb muss das Schema selbst und seine Nützlichkeit bei der Analyse des Kapitalismus unter den fiktiven, vereinfachenden Annahmen von der falschen Analyse O. Bauers, der den fiktiven Verlauf der Kapitalakkumulation im Schema mit dem wirklichen Verlauf der Kapitalakkumulation verwechselt, streng unterschieden werden.“ Zu behaupten, dass für Grossmann das Schema die kapitalistische Wirklichkeit wiedergibt, ist eine Entstellung; die Behauptung, dass Grossmann allein von diesem Schema den Zusammenbruch ableitet, ist ebenfalls falsch. O. Bauer versuchte mit seinem Schema zu beweisen, dass sich die Kapitalakkumulation ohne Störungen vollziehen kann. Grossmann zeigte, dass sogar mit diesem Schema sich der Zusammenbruch und nicht das von Bauer aus ihm gelesene Gleichgewicht ergibt. Grossmann stellte sich nur deshalb „ganz auf den Boden der Bauer’schen Voraussetzungen, da eine fruchtbare immanente Kritik nur dann möglich ist, wenn man den Gegner von seinem eigenen Standpunkt aus widerlegt.“ („Zusammenbruchsgesetz“, S. 104). Auf keinen Fall drückt das Schema den wirklichen Akkumulationsprozess aus, wie auch die Zusammenbruchstheorie nicht an dieses Schema gebunden ist. Aufgrund vieler Abstraktionen setzt sich in diesem Schema der Zusammenbruch der Kapitalverwertung durch. Der Marxismus kann sich nicht auf einen schematisch erfassten Kapitalismus beschränken, seine wissenschaftliche Methodik kann nur der Erkenntnis des realen Geschehens dienen. Das Schema kann nur als Illustration einer bestimmten Tendenz betrachtet werden und ist von Grossmann auch nur als Illustrationsmittel gedacht. Die Wahl des Schemas als Demonstrationsmittel eines von ihm unabhängigen Gedankens war schon deshalb angebracht (wenn auch nicht notwendig), weil es auch die bisherige Diskussion des Problems berührte. Grossmann führte Bauer an seinem eigenen Schema ad absurdum und zerschlug damit einen der stärksten theoretischen Pfeiler des Reformismus, der seine Kraft aus der Idee der schrankenlosen Entfaltungsmöglichkeit des Kapitals schöpfte. Trotzdem Grossmann sich dabei auch gegen Rosa Luxemburg zu wenden hatte, so erfüllte er doch gleichzeitig die Aufgabe, die sie sich selbst gestellt hatte. Das Aufzeigen der Zusammenbruchstendenz am Schema verleitet Grossmann nicht, wie der Kritiker es sich einredet, zu der Auffassung, „dass der große Kladderadatsch eintritt, ohne dass eine revolutionäre Klasse da ist, die Bourgeoisie zu besiegen und zu enteignen“. Diese Klasse und die Expropriation ist für Grossmann aufgrund der objektiven Situation mit Selbstverständlichkeit da, weil es für ihn eben kein rein wirtschaftliches Problem gibt. Ja, diese subjektiven Faktoren können nur da sein, wie ebenfalls selbstverständlich, weil die objektive Situation für den Zusammenbruch reif ist. Grossmann schrieb sein Buch in der („offensichtlich falschen“) Annahme, dass in wissenschaftlichen Arbeiten Selbstverständlichkeiten nicht erwähnt zu werden brauchen. Ähnlich wie Marx keine besondere Zusammenbruchstheorie schrieb, weil es für den Dialektiker selbstverständlich ist, dass die Kapitalakkumulation auf Basis des Wertes nur in den Zusammenbruch münden kann. Holen wir das „Versäumnis“ nach: Sind die objektiven Verhältnisse zur Revolution gegeben, so sind für den Marxisten auch die subjektiven mit Selbstverständlichkeit vorhanden. Objektive Notwendigkeiten werden von den Menschen letztlich – mit wie viel Verspätung auch immer – erfüllt. Mit dem Nachweis des ökonomischen Zusammenbruchs ist nur der Nachweis der Unvermeidlichkeit der Revolution erbracht. Der Kritiker macht sich in diesem Zusammenhang noch darüber lustig, dass, wo Grossmann dem Klassenkampf gerecht zu werden versucht, er darunter nur Lohn- und Arbeitszeitfragen versteht. Grossmann wies jedoch nach, dass dem Lohn- und Arbeitszeitkampf objektive Grenzen gesetzt sind und sagt damit, dass, wenn selbst für diese Dinge gekämpft wird, der Kampf doch ein revolutionärer, politischer ist, da er die kapitalistische Gesellschaft nicht nur bedroht, sondern sich, an den Grenzen der Akkumulation, nur als revolutionärer Kampf zum Sturz des Kapitals äußern kann. Man vergleiche die diesbezüglichen Bemerkungen des Kritikers mit dem Abschnitt des Grossmann’schen Buches „Die Zusammenbruchstendenz und der Klassenkampf“, und die Lustigkeit des Kritikers wird zum Ausdruck seiner Verlegenheit. Akkumulation um der Akkumulation willenVermisste schon Rosa Luxemburg in der „Akkumulation um der Akkumulation willen“ die „Logik“, so hatte Marx nach dieser „Logik“ nie gefragt. Auch für unseren Kritiker scheint es unsinnig, dass die Kapitalsbewegung ihren eigenen, d.h. den Verwertungsgesetzen, und nicht den Möglichkeiten der Kapitalisten folgt. Sich gegen den im Grossmann’schen Schema dauernden technischen Fortschritt wendend, sagt er: „Die Notwendigkeit des technischen Fortschritts wirkt nicht als äußerer Zwang; sie wirkt mittels der Menschen, und für diese gilt das Müssen nicht weiter als ihr Können.“ Jedoch, gerade deshalb, weil die Menschen den Kapitalgesetzen folgen müssen, aber nicht können, gerade deshalb muss das kapitalistische Produktionsverhältnis zugrunde gehen. Im Kapitalismus beherrschen die verdinglichten Verhältnisse die Menschen und nicht die Menschen die Dinge. Die Menschen unterliegen einem verdinglichten Tauschverhältnis, das jede Beherrschung der Produktion ausschließt. Sie haben ihm entweder zu folgen, oder haben es zu zerschlagen. Die Grenzen des kapitalistischen „Könnens“ werden von den sich entwickelnden Produktivkräften (die von den Menschen eben noch nicht beherrscht werden) nicht berücksichtigt, und gerade deshalb muss die Revolution diesem Zustand ein Ende machen und die Dinge der Kontrolle der Menschen unterordnen. Dass, wie der Kritiker ausführt, das Kapital die Produktivkräfte selbst behindert, die Technik aufhält, etc., da es ihre Entfaltung nicht ermöglichen kann und sie nicht entfalten muss, dieses kann er Grossmann nicht als Argument entgegenhalten, denn auch Grossmann bestreitet das nicht. Ja, gerade weil das Kapital die weitere Entfaltung der Produktivkräfte behindert, ja sie zerstört, gerade deswegen muss es zugrunde gehen; denn vorwärts gehen kann es nur, solange es akkumuliert, sich ausdehnt, die Produktivkräfte entfaltet. Ohne progressiv wachsende Akkumulation ist die kapitalistische Wirtschaft nur im Krisenzustand möglich. Da es keine „Statik“ gibt, muss ein permanenter Krisenzustand in den Zusammenbruch münden. Der Hinweis auf die Grenzen des kapitalistischen „Könnens“ besagt nichts gegen Grossmanns Auffassung. Jedoch während nach der einen Seite hin die Verzögerung der Akkumulation den Zusammenbruch hinausschiebt, verstärkt sie zugleich nach der anderen Seite die Zusammenbruchstendenzen. Jede kapitalistische Lebensverlängerung wird mit der Lebenslänge des Kapitals erkauft, ein „Paradox“, das nichts anderes ist als der Widerspruch zwischen Tausch- und Gebrauchswert selbst. Behindert das Kapital – freiwillig oder unfreiwillig – die Akkumulation, so treibt es in dem damit verbundenen Krisenzustand die Revolution beschleunigt vorwärts. Will es dem Krisenzustand entgehen, muss es weiter akkumulieren, um nur erneut ein Akkumulationsniveau zu erreichen, das zur Behinderung der Akkumulation zwingt, ja sie ausschließt. Die jedesmalige Akkumulationsperiode, die Erhöhung der organischen Zusammensetzung des Kapitals, der Produktivität der Arbeit, der Ausbeutung der Arbeiter durch die damit verbundene Entwertung der Arbeitskraft, senkt notwendig alle Werte. Die ganze kapitalistische Entwicklung ist vom Fallen der Werte begleitet, was sich kapitalistisch im dauernden Senken der Preise äußert. Solange es dem Kapital möglich ist, sich auf einem jeweils niedrigeren Wert- und Preisniveau zu reorganisieren, wird es sich aus der auf Basis des bisherigen Wertniveaus erwachsenen Überakkumulation des Kapitals herauswinden können, und auf dem neuen niedrigeren Wertniveau für eine weitere Periode profitabel akkumulieren, bis sich wieder, auch auf Basis des neuen Niveaus, die Unmöglichkeit der weiteren Kapitalverwertung ergibt und die Akkumulation erneut zum Stillstand kommt. Der Wert der Arbeitskraft kann nicht auf Null herabgesetzt werden, wie dem absoluten ist auch dem relativen Mehrwert eine objektive Grenze gesetzt, und so muss die Akkumulation auch auf ihre objektive Grenze stoßen. Die Periodizität der Krise ist praktisch nichts anderes, als die immer wiederkehrende Reorganisation des Akkumulationsprozesses auf einem neuen, niedrigeren Wert- und Preisniveau, das erneut die Kapitalverwertung garantiert. Ist dies nicht mehr möglich, so ist auch die weitere Akkumulation nicht mehr möglich, dieselbe Krise, die bisher zyklisch auftrat und überwunden werden konnte, wird zur permanenten Krise. Deshalb kann und braucht Marx keine besondere Zusammenbruchstheorie aufzustellen, denn die zyklische Krise muss mit Notwendigkeit zur permanenten werden, die aus der relativen die absolute Verelendung des Proletariats macht, die kapitalistischen Positionen immer unhaltbarer macht, und nur in den Zusammenbruch, d.h. die Revolution, enden kann. Der kapitalistische Expansionsprozess ist zugleich Akkumulationsprozess, eins ist am anderen gebunden. Man kann gegen den, aufgrund der Akkumulation, gegebenen Zusammenbruchsprozess nicht das Moment der kapitalistischen Expansion setzen. Mit dem Ende der Akkumulation ist das Ende der Expansion notwendig verbunden. Absolute geographische Möglichkeiten gibt es für das Kapital nicht, sondern nur Akkumulationsnotwendigkeiten und Grenzen der Akkumulation. Mit der Verstärkung imperialistischer Notwendigkeiten verschwinden zugleich die gegen den Zusammenbruch gerichteten Wirkungen des Imperialismus. Die Akkumulation wie ihr Stillstand sind gleich tödlich für das Kapital. Jede Akkumulation ist nur eine temporäre Lösung und bringt die permanente Krise nur näher. Die Beschränkung wie die Ausdehnung der kapitalistischen Produktion sind gleich unabhängig von dem Willen oder dem Können der Kapitalisten, da die kapitalistische Produktion nur der Verwertungsgesetzlichkeit unterliegt. Die Verwertungsgesetzlichkeit, die Produktion von (Tausch-) Werten zwingt eben zur grenzenlosen Entfaltung der Produktion; sie zwingt zu dem, woran sie zugleich zerbricht. Der kapitalistische Reproduktionsprozess kann sich nur als Akkumulation des Kapitals vollziehen, da es im Kapitalismus keinen gesellschaftlichen Willen gibt, sondern der Markt allein gesellschaftliche Funktionen erfüllt. Die Akkumulation kann sich so mit Notwendigkeit nur nach der Höhe der jeweils erreichten Akkumulation richten. Der Grossmann’sche „Schnitzer“Wenn das Grossmann’sche Schema auch nicht mit der Wirklichkeit verwechselt werden darf, so kann es (kennt man seine beschränkte Gültigkeit) doch als illustratives Beispiel der wirklichen Kapitalbewegung auf Basis des Wertes dienen. Es zeigt z.B., wie die industrielle Reservearmee notwendig aus dem Akkumulationsprozess erwachsen muss, ohne damit zu sagen, dass die industrielle Reservearmee, so wie im Schema, oder allein aus den ihm zu entnehmenden Gründen, oder erst an dem im Schema angegebenen Punkte, entstehen muss. Weshalb sie da sein muss, beim Festhalten an den gemachten Voraussetzungen, das bemüht sich das Schema zu zeigen. Im Schema führt die mangelnde Verwertung zur Reservearmee, zu einem Kapitalüberfluss, zum Einschränken und Stillstand der Akkumulation. Der im Schema angenommene Zwang des jährlich zehnprozentigen Zuwachses des konstanten Kapitals erlaubt auf einer hohen Akkumulationsstufe durch den eingetretenen Mehrwertmangel nicht mehr die also angenommene fünfprozentige Steigerung des variablen Kapitals; wie es weiterhin auch den Konsumtionsteil der Kapitalisten ausschloss. Damit kann auch das zusätzliche konstante Kapital nicht voll investiert werden, ein Teil bleibt ohne Anlagemöglichkeiten; wir haben als Resultat der Akkumulation auf der einen Seite überschüssige Bevölkerung, auf der anderen überflüssiges Kapital. Der Kritiker schreibt dazu: „Grossmann hat offenbar nicht bemerkt, dass diese 11 000 Arbeiter nur deshalb arbeitslos werden, weil er, ganz willkürlich, ohne einen Grund anzugeben, das Defizit (an Mehrwert) ganz auf das variable Kapital abwälzt und das konstante Kapital ruhig 10% zunehmen lässt, als ob nichts los ist; als er dann aber gewahr wird, dass für alle diese Maschinen keine Arbeiter da sind, oder richtiger, kein Geld da ist, ihnen Löhne zu zahlen, lässt er auch diese Maschinen lieber nicht bauen und muss nun Kapital unbenutzt liegen lassen. Nur durch diesen Schnitzer gerät er in das ‚Schulbeispiel‘ für eine Erscheinung, die bei den gewöhnlichen kapitalistischen Krisen auftritt. In Wirklichkeit werden die Unternehmer ihre Produktion nur soviel erweitern können, als ihr Kapital, für Maschinen und Lohn zusammen reicht. Ist im Ganzen zu wenig Mehrwert da, so wird er (bei dem angenommenen technischen Zwang) proportional auf die Bestandteile des Kapitals verteilt werden; die Rechnung zeigt […], dass dann weniger Arbeiter freigesetzt werden (statt 11 000 nur 1 356) und vom überschüssigen Kapital ist keine Rede. Führt man das Schema in dieser Weise weiter, so findet statt einer katastrophalen eine sehr langsam zunehmende Freisetzung von Arbeitern statt.“ Nehmen wir an (was nicht der Fall ist), der Kritiker wäre hier im Recht. Aber selbst dann ist noch nichts gegen die Zusammenbruchstheorie gesagt. Auch hier unter der veränderten vom Kritiker erwünschten Voraussetzung, würde die Fortsetzung der Akkumulation immer schwieriger, und müsste letztlich ebenfalls völlig aussetzen. Es entstünde wohl kein Kapitalüberfluss, aber immer noch würde die mangelnde Verwertung, wenn auch langsamer, die Akkumulation zum Stillstand bringen, schon ganz abgesehen davon, dass durch die Verminderung und endliche Aufhebung des Konsumtionsteiles der Kapitalisten die Akkumulation „sinnlos“ geworden ist. Auch hier wäre ein Krisenzustand unvermeidlich, selbst ohne Überfluss von Kapital, der nur überwunden werden könnte durch die Fortsetzung der Akkumulation, die das „Können“ der Kapitalisten übersteigt, die proportionale Verwendung des verminderten Mehrwerts ausschließt. Dass jede Krise durch Arbeitslosigkeit und Kapitalüberfluss gekennzeichnet ist, ist jedem ersichtlich. Ebenfalls, dass jede Krise durch die Verschärfung und Vermehrung der Ausbeutung überwunden wird, da diese mit der fortgesetzten Akkumulation identisch ist. Dass dies so ist, gibt der Kritiker denn auch zu, indem er sagt, dass die von Grossmann zur Unterstützung seiner Auffassung herangezogenen Marxzitate wohl richtig sind, sich nur nicht auf einen Zusammenbruch, sondern nur „auf die wirtschaftlichen Krisen, auf den Konjunkturwechsel von Aufstieg und Niedergang“ beziehen. Tatsächlich hat ja auch nach Grossmann Marx keine besondere Zusammenbruchstheorie verfasst, sondern ist jede Krise als Zusammenbruchserscheinung zu werten und der endgültige Zusammenbruch nichts als eine unlösbare Krise. Die so oft zitierte dialektische Formel des Umschlagens von Quantität in Qualität, zwischen denen notwendig ein Prozess liegt, erklärt auch den Zusammenbruchsbegriff, der nichts weiter als das Moment des Umschlagens umreißt. Ein Umschlag, der sich stets auf erweiterter Stufenleiter wiederholt. Weshalb, obwohl jede Krise ein Zusammenbruch en miniature ist, kann sich das System aus ihm herauswinden? Weil es sich auf erweiterter Basis herauslösen kann. Ist dies nicht mehr möglich, kann auch die Krise nicht mehr überwunden werden. Gerade, weil bei Grossmann die Krisen- zugleich Zusammenbruchstheorie ist, deckt sie sich mit dem Marxismus; – nichts anderes kann dem Wertgesetz entsprechen. Wie sehr der Kritiker den Sinn des Schemas missverstanden hat, zeigt der von ihm nachgewiesene „Widerspruch“ zwischen dem sich im Schema abrollenden Zusammenbruch und der Grossmann’schen Darstellung der zyklischen Krise. Hier hätte der Kritiker doch schon sehen müssen, dass das Schema nicht als Wiedergabe der Wirklichkeit gelten will, während sich die Krisendarstellung der Wirklichkeit schon mehr annähert. Sie bezieht sich aber noch immer nicht auf die Wirklichkeit „der erst später, durch die Berücksichtigung des mit der Akkumulation verbundenen Wert- und Preisfalles weitere Realität verliehen wird.“ Das Akkumulations- und Krisenproblem z.B. wird zuerst unter der Voraussetzung konstanter Preise untersucht, um zu zeigen, „dass die zyklischen Aufschwungs- und Depressionsperioden von den Preisveränderungen der Waren und der Arbeitskraft unabhängig sind; dass sie vielmehr Funktionen der Kapitalakkumulation sind“. Konstante Preise und gleichzeitig Akkumulation sind eine praktische Unmöglichkeit, aber die theoretische Annahme der Preiskonstanz zeigte, dass selbst unter solcher Voraussetzung, die Unrentabilität des Kapitals einsetzen muss, dass vom Preisniveau aus die Krise nicht erklärt werden kann, sondern von den Gesetzen der Akkumulation selbst, dem „Verhältnis zwischen der Zuwachsgröße des Profits und jener des Kapitals“. Der „Schnitzer“ wie alle anderen Bemerkungen des Kritikers, basieren auf der falschen Annahme, dass das Schema die Wirklichkeit wiedergeben will und verdienen eigentlich keine Zurückweisung. Aber selbst ohne den „Schnitzer“ erscheint das Schema dem Kritiker dennoch grundfalsch, da für ihn die Überakkumulation nicht aus mangelnder Verwertung, sondern aus „einem Zuviel an akkumuliertem Mehrwert“ erwächst. Mehrwert, der keine Anlage findet. Warum er keine findet, interessiert den Kritiker scheinbar nicht. Er bemüht sich nicht um den Beweis seiner Auffassung. Er gibt aber auch kein stichhaltiges Moment gegen die Auffassung Grossmanns. Da wir in dieser Frage völlig auf dem Boden Grossmanns stehen, der Kritiker Grossmanns Position nicht erschüttert hat, können wir nur dessen Auffassung erneut postulieren: „Soll die Akkumulation vor sich gehen, so muss die organische Zusammensetzung des Kapitals wachsen, und dann muss aus dem Mehrwert ein relativ immer größerer Teil desselben für die Zwecke der zusätzlichen Akkumulation entnommen werden. Solange die absolute Masse des gesellschaftlichen Gesamtkapitals – bei niedriger organischer Zusammensetzung – klein ist, ist der Mehrwert relativ groß und führt zu rascher Steigerung der Akkumulation. Z.B. bei einer Zusammensetzung von 200 c 100 v 1000 m kann das konstante Kapital c (die Verwendung des ganzen Mehrwerts zu Akkumulationszwecken vorausgesetzt) um 33⅓% seiner Anfangsgröße vermehrt werden. Bei einer höheren Stufe der Kapitalakkumulation, bei einer bedeutend höheren organischen Zusammensetzung des Kapitals, z.B. von 14 900 c 100 v 150 m, reichte die gewachsene Mehrwertmasse, wenn sie als zusätzliches Kapital verwendet würde, nur zur Vergrößerung um 1% aus. Bei fortgesetzter Akkumulation auf Basis einer stets höheren organischen Zusammensetzung muss ein Zeitpunkt kommen, wo jede Akkumulation aufhört. Dies schon deshalb, weil zur Erweiterung der Produktion nicht jeder beliebige Bruchteil des Kapitals verwendet werden kann, sondern eine bestimmte Minimalgröße erforderlich ist, deren Umfang mit fortschreitender Kapitalakkumulation beständig wachse. Da also im Fortgang der Kapitalakkumulation aus der Mehrwertmasse ein nicht nur absolut, sondern auch relativ stets größerer Teil für Akkumulationszwecke entnommen wird, müsste auf den höheren Stufen der Akkumulation, wo das gesellschaftliche Gesamtkapital großen Umfang hat, dieser für die zusätzliche Akkumulation erforderliche Mehrwertteil so groß sein, dass er schließlich den Mehrwert ganz absorbieren würde. Es müsste ein Punkt eintreten, an dem die für die Konsumtion der Arbeiter und der Kapitalisten bestimmten Mehrwertteile absolut abnehmen. Dies wäre der Wendepunkt, an dem die bisher latente Zusammenbruchstendenz wirksam zu sein beginnt. Wird der für die zusätzliche Akkumulation bestimmte (a c Teil) vermindert, das Tempo der Akkumulation verlangsamt, so würde dies bedeuten, dass der Produktionsapparat nicht in dem durch den Fortschritt der Technik erforderlichen Maße erneuert und vergrößert werden könnte, es würde eine relative technische Rückständigkeit des Produktionsapparates Platz greifen. Jede weitere Akkumulation müsste in solcher Lage die Schwierigkeiten vermehren, da bei gegebener Bevölkerung die Mehrwertmasse nur unwesentlich gesteigert werden kann. Der aus den bisherigen Kapitalanlagen fließende Mehrwert müsste brach liegen bleiben, es müsste ein Überfluss von unnützem, vergeblich nach Anlagemöglichkeiten suchendem Kapital eintreten.“ Grossmann contra MarxDer Kritiker bemüht sich auf den verschiedensten Wegen, einen Widerspruch zwischen Marx und Grossmann zu konstruieren. So sagt er z.B., dass Grossmann (in der Frage der Freisetzung der Arbeiter) einen Unterschied macht zwischen der durch die technische Entwicklung verursachten Arbeitslosigkeit und derjenigen, die aus dem Verhältnis zwischen C : V entspringt. Mit Recht sagt der Kritiker, dass für Marx Pm : A (Produktionsmittel und Arbeitskraft) und C : V (konstantes und variables Kapital) identisch sind, nur erübrigt sich diese Bemerkung, da dies auch für Grossmann der Fall ist. Warum es sich dreht ist, dass, obwohl sich Pm : A nicht von C : V trennen lässt, C : V trotzdem für die kapitalistischen Bewegungsgesetze bestimmend ist. Pm : A ist nur die materielle Seite von C : V; C : V – ein verdinglichtes Verhältnis ist bestimmend. So hat denn ja auch die kommunistische Revolution Pm : A nichts entgegenzusetzen; sie löst diese vielmehr nur von ihrer kapitalistischen Hülle C : V, da diese Hülle – nicht Pm : A – für alle Schwierigkeiten verantwortlich ist. Dass sich aus der mangelnden Verwertung ein Überfluss von Kapital ergibt, das wiederum zum Kapitalexport zwingt, versucht der Kritiker weiterhin damit zurückzuweisen, dass er Marx zitiert: „Wird Kapital ins Ausland geschickt, so geschieht es nicht, weil es absolut nicht im Inlande beschäftigt werden könnte. Es geschieht, weil es zu höherer Profitrate im Auslande beschäftigt werden kann.“ Weshalb wohl? Weil die organische Zusammensetzung im Auslande niedrig, die Profitrate hoch ist. Grossmann hat nichts gegen das Zitat des Kritikers einzuwenden, aber dieses Zitat sagt nichts gegen Grossmann aus. Die bessere Verwertung im Auslande zeigt die schlechtere Verwertung im Inlande an. Grossmann sagte ja, dass die mangelnde Verwertung zum Kapitalexport zum Zwecke besserer Verwertung zwingt. Bringen wir jedoch das Zitat des Kritikers in seiner Vollständigkeit, dann wird noch unverständlicher, was der Kritiker mit dem Hinweis darauf zu sagen beabsichtigte: „Wird Kapital ins Ausland geschickt, so geschieht es nicht, weil es absolut nicht im Inland beschäftigt werden könnte. Es geschieht, weil es zu höherer Profitrate im Auslande beschäftigt werden kann. Dies Kapital ist aber absolut überschüssiges Kapital für die beschäftigte Arbeiterbevölkerung und für das gegebene Land überhaupt. Es existiert als solches neben der relativ überschüssigen Bevölkerung und das ist ein Beispiel, wie die beiden nebeneinander existieren und sich gegenseitig bedingen.“ Aber die Frage des Kapitalexports gehört zu den gegen den Zusammenbruch gerichteten Tendenzen; sie lässt die Akkumulationstheorie unberührt und erklärt nur Modifikationen des allgemeinen Gesetzes. Mit vielmehr Recht verweist der Kritiker auf die unberechtigte Grossmann’sche Behauptung, dass sich Marx oder Engels im „Kapital“ verschrieben hätten, eine Bemerkung Grossmanns, die uns als völlig überflüssig erscheint; denn wenn Marx sagt: „Dieselben Gesetze produzieren also für das Gesellschaftskapital eine wachsende absolute Profitmasse und eine fallende Profitrate“; so liegt gerade in diesem Satz die Tatsache des relativen Falls der Profitmasse, denn der Fall der Profitrate drückt dies eben schon aus. Wenn Grossmann in seiner diesbezüglichen Fußnote sagt: „Die Profitrate fällt nicht relativ, sondern absolut“, um den Schreibfehler Marxens wahrscheinlich zu machen, so besagt dies nichts weiter als eine Unklarheit Grossmanns, die jedoch nichts an der Richtigkeit seiner Behauptung, dass auch die Profitmasse fallen muss, zu ändern vermag. Marx sagt ja auch nicht, dass die Profitrate relativ fällt, sie fällt absolut, was zugleich den relativen Fall der Profitmasse zu den Notwendigkeiten der fortgesetzten Akkumulation ausdrückt. Nur solange, als das Kapital schneller akkumuliert als die Profitrate fällt, ist die Akkumulation von steigender Profitmasse begleitet, die doch zugleich relativ zurückbleibt hinter den steigenden Ansprüchen der Akkumulation, die durch diesen selben Prozess gegeben sind. Deshalb muss mit Notwendigkeit auf einer hohen Akkumulationsstufe aus der relativen – die absolute Abnahme der Profitmasse erwachsen. Fall der Profitrate und beschleunigte Akkumulation sind zwei Seiten desselben Prozesses; in diesem Satz liegt schon, dass der Fall der Profitrate nur ein anderer Ausdruck für den relativen Fall der Profitmasse ist. Der Kritiker behauptet weiter, dass nicht nur der herangezogene Satz Marxens, sondern das ganze 13. Kapitel nichts als eine Darlegung des Gesetzes ist, dass der durch die „Entwicklung der Produktivkraft verursachte Fall der Profitrate begleitet ist von einer Zunahme in der Profitmasse“, – wenn – ? aber das sagt der Kritiker nicht. Gerade das dreizehnte Kapitel ist eine einzige Bestätigung für die Grossmann’sche Auffassung, – wenn es auch dem Gedanken des Schreibfehlers an der erwähnten Stelle nicht gerecht wird. Marx wies nach und meinte nichts anderes, als was er tatsächlich schrieb: dass die Entwicklung der kapitalistischen Produktion gekennzeichnet ist durch das Fallen der Profitrate beim gleichzeitigen Wachsen der Profitmasse. Aber Marx sagte ebenfalls an hundert anderen Stellen, dass die kapitalistischen Produktionsverhältnisse ( C V M ) zur Fessel der Produktionskräfte werden. Ist der Entfaltung der kapitalistischen Produktivkräfte ein Ende gesetzt, so auch dem Zustand, wo eine fallende Profitrate durch eine wachsende Profitmasse ausgeglichen werden kann. Die Behinderung der weiteren Entfaltung der Produktivkräfte kann eben kein anderer Zustand sein, als der, wo die fallende Profitrate zugleich die fallende Profitmasse anzeigt. Ist die Entwicklung bis zu diesem Punkt durch die Erhöhung der organischen Zusammensetzung des Kapitals gekennzeichnet, so muss der Fall der Profitrate bereits den relativen Fall der Profitmasse anzeigen, – ohne den es keinen Zusammenbruch der Verwertung und auch keine Revolution gäbe. Nur für eine Zeit ist der Fall der Profitrate durch wachsende Profitmasse kompensiert und ersteres drückt den gleichzeitigen relativen Fall des letzteren aus. Gefragt muss werden, wann schlägt der relative Fall der Profitmasse in den absoluten um? Marx hat nicht versäumt zu zeigen, wann dies der Fall sein muss. Er sagt: „Es bedarf ferner hier nur der Erwähnung, dass bei gegebener Arbeiterbevölkerung, wenn die Mehrwertrate wächst, sei es durch Verlängerung oder Intensifikation des Arbeitstages, sei es durch Wertsenkung des Arbeitslohnes infolge der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, die Masse des Mehrwerts und daher die absolute Profitmasse wachsen muss, trotz der relativen Verminderung des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten.“ Es ist klar, dass die Wertsenkung des Arbeitslohnes ihre absolute Grenze hat, die Arbeit kann nie vollständig Mehrarbeit sein, auch die Intensifikation der Arbeit hat absolute Grenzen neben dem moralischen Element, das die Erreichung dieser Grenzen nicht zulässt. So muss ein Punkt eintreten, wo die Profitmasse nicht mehr wachsen kann. In diesem Fall ist der Fall der Profitrate nicht mehr von wachsender Profitmasse, sondern von sinkender Profitmasse begleitet, aber dieser Punkt konnte weiterhin nur eintreten, weil die Profitmasse bereits relativ sank, da Akkumulation und fallende Profitrate dasselbe sind. Wenn Marx sagt „wachsende Profitmasse und fallende Profitrate“, so ist dies nur eine andere Benennung für dieselbe Sache: relativer Fall der Profitmasse absoluter Fall der Profitmasse, weshalb Marx denn auch zwischen relativer und absoluter Verelendung der Arbeiter unterscheidet. Weshalb kann der Fall der Profitrate vom Wachsen der Masse des Profits kompensiert werden? Marx sagt: „Fällt die Profitrate um 50%, so fällt sie um die Hälfte. Soll daher die Masse des Profits gleichbleiben, so muss das Kapital sich verdoppeln. Damit die Profitmasse bei abnehmender Profitrate gleichbleibe, muss der Multiplikator, der das Wachstum des Gesamtkapitals anzeigt, gleich sein dem Divisor, der das Fallen der Profitrate anzeigt. Wenn die Profitrate von 40 auf 20 fällt, muss das Gesamtkapital umgekehrt im Verhältnis von 20 : 40 steigen, damit das Resultat dasselbe bleibe. Wäre die Profitrate gefallen von 40 auf 8, so müsste das Kapital wachsen im Verhältnis von 8 : 40, d.h., um das Fünffache […]. Damit der variable Bestandteil des Gesamtkapitals nicht nur absolut derselbe bleibe, sondern absolut wachse, obgleich sein Prozentsatz als Teil des Gesamtkapitals fällt, muss das Gesamtkapital in stärkerem Verhältnis wachsen, als der Prozentsatz des variablen Kapitals fällt. Es muss so sehr wachsen, dass es in seiner neuen Zusammensetzung nicht nur den alten variablen Kapitalteil, sondern noch mehr als diesen zum Ankauf von Arbeitskraft bedarf.“ Nur solange, wie das Kapital beschleunigt wächst, kann der Fall der Profitrate durch Masse aufgewogen werden. Ist dies nicht mehr der Fall, dann muss die Profitmasse absolut fallen mit fallender Profitrate. Da das Kapital immer schneller wachsen muss, muss ein Endpunkt eintreten, da dieses Wachstum nicht von der Mehrwertmenge befriedigt werden kann. So muss das Wachstum selbst, die Akkumulation bereits den relativen Fall der Profitmasse ausdrücken, – was denn auch mit dem Begriff der fallenden Profitrate identisch ist. In der amerikanischen Industrie stiegen die Arbeiterlöhne zwischen 1849-1914 um 1 720%, Rohmaterialien um 2 578%, fixes Kapital um 4 000%. Das Verhältnis zwischen C : V war 100 : 61. 1919 nach 70 Jahren Wachsen der organischen Zusammensetzung setzte jeder Arbeiter 9 × mehr Produktionsmittel in Bewegung und 7 × mehr Rohmaterialien. Zur selben Zeit sank das Verhältnis zwischen Produktion und fixem Kapital. Die folgende Tabelle zeigt, dass dann weiter auch in der Periode von 1923-1929das konstante Kapital schneller wuchs als die Produktion und das variable Kapital. Weiter, dass in dieser Zeit der Wechsel der organischen Zusammensetzung sich beschleunigter vollzog, als während der Zeit von 1849-1914. (Aus Lewis Corey „The Decline of American Capitalism“ – die Zahlen sind offiziellem Material entnommen.) Wachsen der organischen Zusammensetzung in der amerikanischen Industrie von 1923-1929 (in Millions of Dollars).
Verfolgen wir den Fall in der Profitrate: Amerikanische Industrie 1923-1929 in Millions of Dollars:
Die Profitmasse blieb hinter dem Wachstum des Kapitals zurück. Der Fall der Profitrate drückte nichts anderes aus als den relativen Fall der Profitmasse im Verhältnis zur Akkumulationsnotwendigkeit. „Diese doppelseitige Wirkung (steigende Profitmasse, fallende Profitrate)“, sagt Marx, „kann sich nur darstellen in einem Wachstum des Gesamtkapitals in rascherer Progression als die, worin die Profitrate fällt.“ Dieses Wachstum ist zugleich die steigende Verhinderung der Möglichkeit weiteren Wachstums und damit die relative Abnahme der Profitmasse, selbst wenn sie absolut wächst. Vom Standpunkt des Wertgesetzes ist denn auch nichts anderes möglich. Marx sagt: „Die Akkumulation des Kapitals, dem Wert nach betrachtet, wird verlangsamt durch die fallende Profitrate, um die Akkumulation des Gebrauchswertes noch zu beschleunigen, während diese wieder die Akkumulation, dem Wert nach, in beschleunigten Gang bringt. So muss der Punkt eintreten auf den Grossmann hingewiesen hat, wo die Ansprüche der Akkumulation so groß sind, dass sie vom vorhandenen Mehrwert nicht mehr gedeckt werden können. Um diesen Punkt zu erreichen ist es selbstverständlich, dass diese Tendenz bereits den relativen Fall der Profitmasse enthält, die sich im Fall der Profitrate manifestiert. Der historische MaterialismusFast alles, was der Kritiker vom historisch-materialistischen Standpunkt Grossmann entgegenzuhalten hat, ist nichts weiter als die künstliche Erschaffung eines Gegensatzes zwischen Grossmann und dem Marxismus; denn auch Grossmann wird die meisten der vorgebrachten Argumente nicht ablehnen. Alles, was der Kritiker bei Grossmann vermisst, versteht sich von selbst und bedarf keiner Erwähnung in einem Buch, das sich an Kenner des historischen Materialismus wendet. Wir wiesen schon darauf hin, dass es für Grossmann keinen reinen Ökonomismus gibt, womit sich der Kritiker auch den Vorwurf des Mechanismus ersparen kann. Der Arbeitslohn, der für Grossmann „keine elastische, sondern eine fixe Größe ist“, (was kann sie anders auf dem Boden des Wertgesetzes sein?) enthält für den Kritiker, für Marx, aber auch für Grossmann zugleich – im Gegensatz zu anderen Waren – ein historisches moralisches Moment. Sicher ist die Verteilung des Mehrwerts kein automatischer Prozess, sicher bestimmt im dialektischen Totalprozess der Klassenkampf mit den Anteil der Arbeiter, aber doch ist der Kampf um die Verteilung des Mehrwerts durchaus begrenzt. Und auf diese Begrenzung hinzuweisen ist unerlässlich, um die revolutionäre Bewegung der Arbeiterschaft zu verstehen, um zu verstehen, weshalb aus dem Kampf um die Verteilung des Mehrwerts notwendig der Kampf um die Abschaffung der Wertproduktion erwachsen muss. Marx zeigte auf, wie der Lohn der Arbeiter für längere Zeit eine bestimmte Stufe nicht übersteigen kann, unter bestimmtes Niveau nicht auf die Dauer sinken kann. Das Wertgesetz ist zuletzt bestimmend. Nicht der Klassenkampf bestimmt in letzter Instanz die Löhne der Arbeiter, sondern diese bestimmen ihren Klassenkampf. Die Kapitalbewegung ist stärker als die Lohnbewegung. Deshalb muss die Lohnbewegung zur revolutionären werden. Die neue ArbeiterbewegungDer Kritiker weist auf die für ihn nur scheinbare nahe Verwandtschaft der politischen Einstellung der neuen Arbeiterbewegung mit den sich aus den Grossmann’schen Auffassungen resultierenden Schlussfolgerungen hin. Er führt z.B. an, dass, da sich die neue Arbeiterbewegung gegen die Gewerkschaften stellt, es ihr dienlich erscheinen kann, sich auf Grossmann zu beziehen, der auf die „objektive Schranke“ der Gewerkschaftsbewegung hingewiesen hat. Und doch sagt er: „Die Grundlage der beiden Auffassungen ist verschieden. Die schon lange eingetretene Machtlosigkeit der gewerkschaftlichen Aktion, ist nicht einem ökonomischen Zusammenbruch zuzuschreiben, sondern einer gesellschaftlichen Machtverschiebung.“ Für den Kritiker ist es die Kapitalkonzentration, die die Macht der Gewerkschaften beschränkt und aufhebt. Aber diese Machtverschiebung, der Konzentrationsprozess, ist zugleich ein Zusammenbruchsprozess, und es ist eine leere Tautologie, dem Zusammenbruch die Machtverschiebung entgegenzusetzen. Allerdings kann die Machtverschiebung im Sinne des Kritikers nicht als „objektive“ Grenze bezeichnet werden, da für ihn scheinbar diese Machtverschiebung nur politisch – nicht wirtschaftlich wirkt. Jedoch, erst wenn aus der relativen die absolute Verelendung der Arbeiterklasse wird, kann man von einer objektiven Grenze sprechen, die bloße Machtverschiebung setzt keine Grenzen, da auch der Konzentrationsprozess zuerst die Besserung der Lage auf der Basis relativer Verelendung zulässt. Die Klassenkämpfe sind von der Klassenlage des Proletariats abhängig, sie werden so mit Notwendigkeit stets wirtschaftlichen Charakter haben. Erst, wenn der Zusammenbruch einsetzt, das heißt, wenn das Kapital nur noch auf Basis der absoluten und dauernden Verelendung der Massen weiter existieren kann, schlägt dieser wirtschaftliche Kampf, ob dies den Massen bewusst wird, oder nicht, in den politischen um, der die Machtfrage stellt. Die ökonomische Situation bleibt das Wesentliche, die Revolution wird den Menschen durch diese ökonomische Situation aufgezwungen. Man kann der ökonomischen Zusammenbruchstheorie nicht die aus dem Willen der Arbeiter geborene Revolution entgegensetzen, beides ist identisch. Aber diese Identität macht auch klar, was wirkliches Klassenbewusstsein ist, und dass die Argumentation des Kritikers gegen Grossmann völlig verfehlt ist. Wie die kapitalistischen Produktionsverhältnisse an einem hohen Punkt der Entwicklung die weitere Entfaltung der Produktivkräfte hindern, so hindern sie auch die volle Anwendung der Bewusstseinsmomente im gesellschaftlichen Lebensprozess. Und doch hat sich das Bewusstsein letztlich durchzusetzen, und es kann dies unter solchen Bedingungen nur, indem es sich konkretisiert. Die Menschen tun aus Notwendigkeit, was sie unter freien Verhältnissen aus ihrem Willen heraus täten. Wie das Tauschverhältnis im Kapitalismus, obwohl nur ein Verhältnis zwischen Personen und kein fassbares Ding, doch durchaus konkrete Funktionen erfüllt, sich verdinglicht, so wird jetzt in der revolutionären Situation die für die Masse der Menschen durchaus realistische Alternative „Kommunismus oder die Barbarei“ zur aktiven Betätigung, als wenn diese Aktivität direkt dem Bewusstsein entspränge. Die realistische Situation wird zum revolutionären Verhältnis, das als solches die Massen erfüllt und sie treibt, ohne dass der ganze Zusammenhang ihrem Intellekt verständlich ist. Die Massenerhebung kann sich nicht aus dem „Intellekt-Bewusstsein“ heraus entwickeln; die kapitalistischen Lebensverhältnisse schließen diese Möglichkeit aus, da das Bewusstsein letztlich doch immer nur das der bestehenden Praxis ist. Und doch, die materielle Lebensnotwendigkeit der Massen zwingt sie zu Handlungen, als wären sie tatsächlich revolutionär erzogen; sie werden „Tat-bewusst“. Ihre Lebensnotwendigkeiten haben keine andere als die revolutionäre Äußerungsmöglichkeit. Die revolutionäre Tat des Proletariats kann nicht aus anderen, als aus Gründen ihrer materiellen Lebensnotwendigkeiten erklärt werden. Diese sind gebunden an den ökonomischen Zustand der Gesellschaft. Ist dem Kapital keine ökonomische Grenze gesetzt, dann ist auch auf eine Revolution nicht zu rechnen. Aber für den Marxisten und für Grossmann sind die ökonomischen Grenzen und die proletarische Revolution identisch. © Obgleich die Kommunistische Linke im Allgemeinen keine Urheberrechte bzw. „intellektuelle Eigentumsrechte“ für sich eingefordert hat, können einige Veröffentlichungen auf dieser Webseite urheberrechtlich geschützt sein. In diesem Fall steht ihr Gebrauch nur zum Zweck persönlichen Nachschlags frei. Ungeschütztes Material kann für nicht-kommerzielle Zwecke frei und unentgeltlich verbreitet werden. Wir sind Ihnen erkenntlich für Ihren Quellenhinweis und Benachrichtigung. Bei beabsichtigter kommerzieller Nutzung bitten wir um Kontaktaufnahme. Compiled by Vico, 27 November 2020 |
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